nachtplan   - Nr. 99 -    



Der aus Italien stammende und in Berlin lebende Andrea Davide ist Produzent und DJ. Kürzlich veröffentlichte er unter dem Pseudonym Velvet May auch seine ersten beiden Arbeiten als Musiker. Dabei handelte es sich um das Mini-Album "Vast As Black Night" sowie die EP "Unknown Bodies".
Beide sind als Vinyl und in digitaler Form erschienen. Musikalisch befinden wir uns im Bereich der modernen Electronic Body Music. Die EP wird stark durch die beiden enthaltenen Remixe beworben, hier ist als Kostprobe aber dennoch die Originalversion zu hören. 

Noch ein Tipp an die Coldwave-Freunde: Mal in "Though With Tears" vom Minialbum hineinhorchen, das könnte auch euch gefallen.
/ Weblink: Velvet May







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"Welch ein Talent!" - Das war meine begeisterte Aussage beim Lauschen der ersten Songs des kalifornischen Projektes Alone In My Room. Man hört richtig, dass da niemand auf Hit hin konstruiert, sondern einfach mit Bock auf Coldwave aus Bauch und Herzen, mit Feeling und Leichtfertigkeit musiziert. Die Gesangsstimme und einige der Arrangements erinnern mich ein wenig an den prima Act Solid Space aus den 80ern, aber den werden wohl nur die Minimalwave-Sammler noch kennen.
"Black Screen", so der Titel des Sets mit den ersten acht Songs von Alone In My Room, ist (noch) nicht im Bandcamp erhältlich. Wir sind hier also sehr früh dran. Nun einmal der Titel "No Direction".
/ Weblink: Alone In My Room

 






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Bleiben wir doch gleich noch einmal sehr früh dran. Die gute Nachricht: Man kann sich maximal mit einem Euro in Kosten stürzen. Die weniger gute Nachricht: Vom Wave-Quartett DILK aus Madrid gibt es bisher nur einen einzigen Digitaltrack. Der heißt "Graveyard Orbit" und wenn sie dessen Level für die nächsten Songs halten können, sind sie sehr bald weit mehr als ein Geheimtipp.
 / Weblink: DILK






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Swan Wash ist ein Trio aus Bloomington im amerikanischen Bundesstaat Indiana. Gar nicht so leicht, die Band musikalisch einzuordnen, es sei denn man täte den Stil einfach Dark Rock nennen. Die Arrangements schwanken zwischen Post Rock und Post Punk, lediglich der eisern konstante Gitarrensound mit metallischen Chorus-Echos bleibt im Bereich Death Rock. Matt Leetz, Steve Garcia und Scott Ferguson gründeten Swan Wash im letzten Jahr und in diesem Monat erscheint ihre Debütkassette mit sieben Songs im Eigenvertrieb. Hier als Hörprobe einmal "Black Roof Pt. 2", das ab Minute 1:29 durch Flageolettklänge zu polternden Drums noch einmal eine prima Steigerung erfährt.
/ Weblink: Swan Wash
 






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Der Minimalwaver Carlo Onda aus Zürich fand sich vor einem guten Jahr erstmalig bei Soundcloud ein. Auffällig waren seither zwei Sachen; zum einen seine witzig- skurillen, oft deutschsprachigen Texte und zum anderen der enorme Output von manchmal sogar wöchentlich einem neuen Song. Nun gab er sich die Qual der Wahl und vereinte 11 seiner Titel plus drei Remixe zu einem ersten Langspieler. "Geister" heißt dieser und ist als Musikkassette und digital erschienen. Zur Hörprobe draus einmal der Song "Kopf oder Zahl".
 / Weblink: Carlo Onda






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Beim nächsten Act stellt sich wieder einmal die alte Frage, was nun eigentlich besser ist, ein durchweg hörbares, nettes Album oder eines mit einem fetten Hit plus einer Menge Material welches stark abfällt.
Das Duo Contre Soirée aus Paris ist so ein Fall des Types A. Das letztjährige Debüt-Release, welches zunächst als EP erschien und dann im Sommer noch einmal zum Mini-Album aufgestockt wurde, war gut, durchweg gut. Es bot Coldwave wie ihn auch die Minimalwaver gerne mögen. Jedoch - wie gesagt - einen passenden Track für den Clubeinsatz oder ein knalliges Mixtape gab es darauf nicht. Und auch sein nun veröffentlichter Einzelsong "Inner Fire", der Geschmack auf die nächste EP machen soll, wird wohl nicht die Tanzflächen erobern. Er rockt zwar gut, aber ist vielleicht auch etwas austauschbar. Um also wieder auf die Frage oben zurückzukommen, mindestens für nebenbei und unterwegs ist Contre Soirée absolut geignet und weit mehr wert als Alben mit einem Einzelkracher plus massig dröger Füllstoff, so viel ist bisher sicher. Und vielleicht kommt ja in naher Zukunft auch noch der Hit dazu. Hier nun "Inner Fire".
/ Weblink: Contre Soirée






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Bleiben wir noch kurz beim Thema Coldwave. Das gemischte Duo Isla Ola aus Dortmund ist bereits seit 2012 aktiv. Stefan und Jes tauchen in dieser Form jedoch eher sporadisch auf. Bei Soundcloud gibt es gerade einmal eine Handvoll Aufnahmen und ab und an geben sie zumeist in der Heimatstadt mal ein Konzert. Anfang November kann man sie nun einmal wieder Live musizieren sehen, diesmal in Duisburg, im Vorprogramm der Berliner Post Punks von XTR Human (Genaue Info findet ihr leicht in der Nachtplan-App). Hier eine Kostprobe von Isla Ola mit dem Song "Grave Of The Future".
/ Weblink: Isla Ola









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Schon längere Zeit macht sich Witch House im Blog etwas rar. Nun kehrt er heim, aus einer unvermuteten Ecke, nämlich durch den Synthpop-Act Lust For Youth aus Dänemark. Bereits 2013 arbeitete man mit dem Landsmann und Electro Ambient Tüftler Croatian Amor zusammen. Nun war es wieder an der Zeit und mit "Feel Me" entstand gemeinsam eine epische Drag-Ballade, deren Ähnlichkeit zum 80er Klassiker "Camilla" von Art Of Noise vielleicht sogar beabsichtigt ist. Mangels Radiokonsum in diesem Jahrtausend kannte ich den verlangsamten Originaltrack natürlich mal wieder nicht. Aber anhand der Vocals / des Textes konnte ich ergoogeln, dass es sich um einen 2008er Prog-Trance Titel des deutsch- französischen Produzenten DJ Shog handelt.
/ Weblink: Lust For Youth + Croatian Amor







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So richtig finster geht es beim britischen, momentan in Spanien lebenden Solokünstler Samuel Wood aka Sam KDC zu. Da ich ein Faible für Mystery und Horror in Film und TV-Serie habe, sollte ich mit düsteren Electro Ambient - Klängen bereits bestens versorgt sein. Jedoch klingt Sam KDC anders, er designt seine Soundscapes mit fast ausschließlich künstlichen Elektroniksounds und verzichtet also auf akustisches. Vom leisen Schaben an Saitenumwicklungen bis zu ganzen Streichorchestern wird ja in Scores so fast alles einmal eingesetzt. Zudem bringt Sam KDC Abwechselung durch Tracks mit schnelleren Tribalrhythmen ins Albumgeschehen. Sein neuer, bereits fünfter Longplayer "Omen Rising" ist als Doppel-Vinyl und in digitaler Form erschienen. Hier daraus einmal "Strong Heart, Weak Stomach".
/ Weblink: Sam KDC





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Kehren wir noch einmal zurück zur Rubrik `Neue Elektronische Körpermusik´. Im letzten Blogeintrag kritisierte ich noch den hohen Acid-Techno-Anteil in Produktionen moderner EBM Acts. Kaum gesagt, erschien die Musikkassette "Ex- Stasy Girlfriend" des russischen Künstlers Matherialist, kurz MTH, die bewies, dass dies auch gut funktionieren kann. Das Tape besitzt genau die für normale Ohren maximale Dosis an Acid und beschränkt sich auf die altgewohnten Zirp-Sounds der 303 Maschine. Garniert mit ein paar apokalyptisch anmutenden Sprachsamples kommen so fünf ordentlich pumpende Stomper daher. Erhältlich ist das Mini-Album über das Label Raw Russian. Hier nun eine Kostprobe daraus.
/ Weblink: MTH



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Und schon sind wir wieder beim finalen und gewohnt angeschrägten Eintrag angelangt. Durch den Erscheinungszyklus des Nachtplans bin ich mit der Hommage an 40 Jahre "Bela Lugosi´s Dead" von Bauhaus ein paar Wochen zu spät dran. Echte 40 Jahre Jubiläen hätten bei Aktualität dieser Ausgabe bereits andere Klassiker, nämlich zum Beispiel "Back To Nature" von Fad Gadget (1. September 1979) und der "Bird Song" von Lene Lovich (28. September 1979). Wichtige Songs, die die Clubs (welche sich damals noch Disco nannten) erneuerten und angestaubte Hits wie "Born To Be Wild", "Satisfaction" und "Smoke On The Water" von den Tanzflächen in ihr Exil, dem Format Rockkneipe verbannten. Aber kommen wir zurück zum Bauhaus Klassiker "Bela Lugosi´s Dead", der trotz seiner starken Dub-Einflüsse und klarem Prädikat New Wave schon immer etwas mehr Gothic war als andere Tracks. Der Songtext, das Cover-Layout und ein späteres Musikvideo trugen dazu natürlich auch kräftig bei. Und weil´s ja jetzt schräg sein soll, spielen wir doch einmal mit dem Begriff "zeitlos". Der Song wird hier durch einen jüngeren ("Tear You Apart" von She Wants Revenge aus dem Jahre 2005) ergänzt und erhält gleichzeitig ältere, genau gesagt 60 Jahre alte Bilder. Es neutralisiert sich nicht - Ich finde es funktioniert, wenn auch auf schrille Art, aber hört und seht selbst.
/ Weblink: Bela Lugosi’s Dead (Wiki)








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