nachtplan   - Nr. 95 -    



Ich hatte hier bereits einmal angemerkt, dass Album-Jahrescharts nicht mein Ding sind. Jedoch lasse ich mich zu einem "Darkwave Album-Release des Herbstes 2018!" hinreißen, wenn es um den Kill Shelter Longplayer "Damage" geht. Ein herkömmliches Album ist es trotz seiner 11 Titel eh nicht, sondern eine Sammlung aus Remixarbeiten und Stücken mit Gastgesängen befreundeter Künstler. 
Kill Shelter ist das Einmannunternehmen von Pete Burns in Edinburgh und der `temporäre Bandzuwachs´ in Form besagter Nachbearbeiter wertet seine bereits gelungenen Kompositionen nochmals tüchtig auf. Namentlich sind unter anderen Künstler von Bragolin, Antipole, Delphine Coma, Buzz Kull, The Shyness Of Strangers, Undertheskin und Hante mit von der Partie. 
Der Longplayer wurde von Unknown Pleasures Records digital und als limitierte CD (nur 10 Songs) veröffentlicht. Zum Hineinhorchen habe ich mich für den Song "In Decay" entschieden, der gleichzeitig vom Antipole-Gitarristen plus dem Sänger von Delphine Coma veredelt wurde und im Resultat nach solidem Goth-Rock klingt.  
/ Weblink: Kill Shelter








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Das Electropop-Trio Replicant aus Chicago veröffentlicht bereits seit vier Jahren, dies jedoch so sporadisch, dass man nie so richtig Aufmerksamkeit erreichte. Nun ist mit "The Resistance" ihre fünfte Single erschienen und immerhin wurde es diesmal sogar eine EP mit gleich vier neuen Songs plus einem Intro. Zwischen rockigem Retrowave findet sich mit dem Titeltrack auch eine flotte Nummer mit Post Punk Einschlag. Die hat das Zeug einige neue Hörer zu erreichen und vielleicht schafft es Replicant bald neben ihren bisher rein digitalen Releases auch einmal auf einen echten Tonträger. Hier der besagte Titeltrack.
/ Weblink: Replicant







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Hinter dem Elektroprojekt Cellar Graves steckt Chase Dobson aus Denver. Der war zuvor eher den entspannten Electro Ambient Klängen (c.db.sn) zugeneigt, zaubert aber nun auch gekonnt weit düstere Retrowave-Sounds aus seinen Gerätschaften. Nach seinem Doom-Metal Ausflug als Apocryphal Throne im letzten Jahr also erneut eine gelungene Überraschung des talentierten Musikers. Die Cellar Graves EP "Omen" enthält zu ihren fünf regulären Tracks auch gleich zwei Remixe von Blackcell und Statiqbloom, von denen letzterer für meinen Geschmack leider nicht wirklich in die Atmosphäre der EP passt. Zweiter kleiner Wermutstropfen: Bisher ist die EP nur digital erschienen. Beides sind aber lediglich kleine Schönheitsfehler, die dem eigentlichen 5-Tracker keinen Abbruch tun, da der musikalisch einfach überzeugt. Hier einmal der Instrumental-Track "Witching Hour".
/ Weblink: Cellar Graves









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Das Projekt Inhalt der Nacht aus Berlin ist bereits seit dem Debüt im letzten Jahr für `Elektronische Körpermusik´ berüchtigt. Oder nennen wir es `EBM der modernen Art´ oder gar `Techno Body Music"? 
Wie auch immer, Christoph Heinze ist der Mann dahinter und die EP "Deine Aura" wird das nächste Release heißen. Dabei handelt es sich um vier Tracks, die es zwar erst im Frühjahr 2019 als 12" Vinyl geben wird, aber netterweise durch das Leipziger Label Seelen bereits jetzt vorhörbar sind. Die Proben verraten, dass der Inhalt der Nacht noch melodischer und flächiger klingen kann als zuvor. Vor allem die Flächen haben es mir angetan. Trotz der rein instrumentalen Musik vermisst man durch sie keinen Gesang. Hier einmal der Track "Lebendig.
(Anmerkung: Besagte Flächen in diesem Fall erst sehr spät, ab 3:55 deutlicher)
/ Weblink: Inhalt der Nacht  
 







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Jaclyn Kendall aus Montreal liebt elektronische Musikgerätschaften und weiß immer, wann sie genug Aufnahmespuren belegt hat. Mit anderen Worten, sie beschränkt sich auf das Wesentliche, was dann im Ergebnis zwischen `haunting´ ("Artificial Hell") und `pumpend´ ("This Is Not A Program") endet. Viel gibt es über sie noch nicht zu berichten, daher gleich zur Hörprobe: Hier einmal ein minimaler EBM-Track, also einer der Gattung `pumpend´. Er trägt den Titel "This Is Not A Program" und wurde auf der Kopplung "Colour Of Ashes" des französischen Labels Last Embassy veröffentlicht. Das Medium ist die gute alte Musikkassette, digital wird man aber natürlich auch bedient.
/ Weblink 1: Jaclyn Kendall (Einzeltitel)
/ Weblink 2: Jaclyn Kendall (Katalog)
 







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Apropos Kassette. Im letzten Jahr gründete sich das Berliner Label Holy Geometry. Man erkor die Musikkassette als Medium für die Veröffentlichungen, deren Zähler inzwischen bereits auf HG023 steht. Jenes dreiundzwanzigste Release gehört dem russischen Synth-Duo Caerulea aus Jekaterinburg, das schon 2016 mit einer Kassette für Aufmerksamkeit sorgte. Materia Productions war damals das Label und "The Mess Of Love" hieß das Tape. Arthur Kovaløv und Stanisław Owczarek, so die Namen der Künstler, passen gut ins Labelprogramm von Holy Geometry um eine Waage zwischen Experimentalsounds und leichterer Kost zu schaffen. Das soll nicht heißen, dass Caerulea herkömmliche elektronische Popmusik machen. Ähnlich wie die kürzlich hier vorgestellten Viva Non musiziert das Duo eher in einem Bereich zwischen TR/ST und Mr. Kitty, den ich jetzt spontan einmal als "Glam-Synth mit angeschrägtem Gesang" umschreibe. Zurück zur Kassette: Wie schon beim 2015er Debüt-Tape der Band gibt es weder einen Albumnamen noch Songtitel. An "The Mess Of Love" kommt man zwar nicht ganz heran, doch die Stücke "III" und "IV" gemeinsam sind schon den Preis wert, finde ich.
/ Weblink 1:  Caerulea (Tape)
/ Weblink 2Caerulea (Hörproben)



 






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Richtig schön lockerer, jedoch dabei sehr minimal gehaltener Synth Pop im Geiste 80er Demotapes ist die Passion des Projektes Plastic Ivy von Lira Marie Landes aus Philadelphia. Bedroom Wave geistert als treffende Bezeichnung umher, passend wie ich finde, denn das Resultat klingt einfach nach heimischen Musikaufnahmen bei entsprechender Laune und nicht nach gezielter Produktion, die einmal das Etikett "Popstar" tragen möchte. Der Gesangspart kommt bei dieser Spielart oft sehr improvisiert rüber, darauf muss man sich einlassen können. Wer nach tiefgründigen Textbotschaften sucht, wird selten fündig. Wobei das ja auch wieder eine Sache des Blickwinkels ist, denn vielleicht gehen die spontanen Impressionen, die einem im "Raum mit Bett" zur Nacht alleine durch den Kopf schießen und zu `Tonband´ gebracht werden, sogar tiefer, als möglichst pfiffig konstruierte Kurzgeschichten in Sangesform. Man muss halt nur einmal ähnliche Gedanken gehabt haben, dann wirkt es auch "The Glass Horizon" ist das neue Mini-Album von Plastic Ivy. Es wurde als Musikkassette veröffentlicht und ist damit die Fortsetzung der Debüt-Singlekassette "No Easter Morning" aus dem letzten Jahr. Hier einmal der Track "Exit Strategy"
/ Weblink: Plastic Ivy

 
 
 
 
 
 
 
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Kürzer fasste ich mich hier nie, denn ich habe leider keinerlei weitere Info zu dieser Formation, außer deren Namen Cult Noir und dem Sitz Berlin. Es gibt bisher nur einen Track und den kann man auch gleich bei Amazon und iTunes digital erwerben, es handelt sich also um mehr als nur eine Demoaufnahme. Lockerer Synth-Pop mit Potential, soviel ist sicher. Dranbleiben.
/ Weblink 1: Cult Noir 
/ Weblink 2: Cult Noir (Digital kaufen)






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Daughters nennt sich eine US-Rockband, die seit 2002 existiert und kürzlich nach 10 Jahren Pause auch einmal wieder einen Tonträger veröffentlichte. "You Won't Get What You Want" ist der Titel und das Quartett aus Rhode Island verließ damit musikalisch die Noise-Rock Pfade in Richtung `avantgardistischer No Wave´ (nicht New Wave). Harte, spröde und sperrige Kost, aber streckenweise auch hübsch düster und dadurch hier platziert. Gehen wir doch mal objektiv heran: Empfand `damals´ irgendwer Kultbands wie The Birthday Party oder Savage Republic wirklich als leicht hörbar? Ich denke nicht und den Reiz machte einfach die Rohheit aus, mit der einem cholerisch Gefühle zu hölzernen Beats kompromisslos um die Ohren gehauen wurden. Das machen die Daughters mit 10 Songs auf Doppel-Vinyl nun auch. Damit ihr hier jedoch nicht gleich erschlagen werdet, habe ich als Hörprobe die Ballade des Albums ausgewählt, die den Titel "Less Sex" trägt.
/ Weblink::  Daughters






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Und schon sind wir beim gewohnt schrägen Finale eines jeden Blogposts. Diesmal ist das Motto die Entschleunigung. Und wer passt da besser zur Jahreszeit als jemand mit dem Namen Ben Frost
Der Elektroniker aus Melbourne der nach Island auswanderte ist bereits seit 17 Jahren aktiv, seine Debüt-EP hieß übersetzt "Musik für traurige Kinder" und in 2017 schaffte er es sogar aufs renommierte Mute-Label. In 2018 erschien von ihm leider nur eine einzige EP. Sie trug den Titel "All That You Love Will Be Eviscerated". Rein instrumentale Electro Ambient Klänge mit Atmosphären, die nach auf- oder abziehenden Gewittern klingen sind sein Markenzeichen. Hier von der noch aktuellen EP der Track "Goonies Never Say Die".
/ Weblink: Ben Frost
 






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