nachtplan   - Nr. 93 -    



Christoffer Bagge ist manchen vielleicht schon als Frontmann des amerikanischen Punk-Acts Metro Cult bekannt. Als Totem veröffentlichte der momentan zwischen Berlin und Kopenhagen pendelnde Künstler bereits Anfang des Jahres auch eine erste Solo EP in digitaler Form. Darauf gibt er sich weit melodischer und elektronischer als Metro Cult und Totem passt damit jetzt gut ins Fach für Cold Wave. Nun ist ein neues Release in Aussicht, also ein guter Anlass den Namen einmal hier in die Runde zu werfen um ihn zu festigen, damit die Fortsetzung nicht ganz so überraschend kommt oder gar in der gewohnt üppigen Masse der Herbst- und Winterveröffentlichungen übersehen wird. Hier aus der bereits erhältlichen EP einmal der Song "A Night In Reverse".  
/ Weblink: Totem








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Die Waveband October Burns Black aus Ohio trägt streckenweise schon großzügig Drama auf, aber es gibt nun auch sehr viele Leute, die sich im weiter anhaltenden Revival von Post Punk und 80er Klängen oft fragten, wieso so selten The Mission mit ihren hymnischen Melodien als Grundlage gewählt werden. Gemeint ist damit Darkwave der ohne Sisters- oder Fields-Gesangsstil auskommt, womit er also nicht mehr so 100%ig ins Goth Rock Fach passt. Bei OBB ist dies genau so, auch wenn Bandleader James Tramel früher bereits bei der Goth Rock Legende The Wake (US) Bass spielte. "Fault Line" heißt der Erstling des Quartetts, enthält vier Songs und ist nun als CD und Download erhältlich. Hier zum Kennenlernen der Song “With You“
/ Weblink: October Burns Black







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Es hätte so schön werden können. Der Vorab-Teaser "Voice Of An Idiot Ghost" des Newcomers U.S. Grave klang wie gute frühe She Wants Revenge nach Energy- Drink auf Goth-Pfaden wandelnd. Nun ist das ganze Ausmaß der Debüt EP der Band aus Arizona hörbar und in der Gesamtheit wirkt dies leider etwas dröge und verspielt, anstatt des bereits erhofften Goth-Rock und Post Punk Bretts. Schrott ist das nicht, aber leider gesamt `nur noch´ düster angehauchter Indie-Rock. "Stumble Off The Earth" besitzt zwar auch noch den She Wants Revenge Gitarrenstil, klingt dabei jedoch arg nach klassischem Rocksong. Der Song "And Yet" kommt wie eine typische Single B-Seite rüber, also völlig anders als die A-Seite und irgendwie, ja,  belanglos. Aus einer `Glas halb voll` - Sicht könnte man dennoch sagen, es ist eine Single EP mit einem Hit und Füllmaterial, aber jener Hit ist das Geld bereits wert und mal abwarten was noch draus wird. Hier schon einmal "Voice Of An Idiot Ghost".
/ Weblink: U.S. Grave





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Am 12. September wird endlich das seit bereits Frühling 2017 angekündigte Album "Cult_Memo" der Psychic Rites aus Florida veröffentlicht und nun final 10 Songs enthalten. Das Electropop Trio existiert seit 2012 und nennt seinen Sound selbst Neon Disco Doom. Das Debüt wurde noch auf dem mittlerweile stillgelegten Witch House Label Aural Sects veröffentlicht, heute setzen die Psychic Rits auf Spotify und das Label Waxploitation für die CD. Mit "Molecular Curse" gibt es bereits einen Vorabtrack als Digitalsingle. Der klingt jedoch arg poppig, daher habe ich als Kostprobe einen anderen Song gewählt. Dieser ist zwar auch sehr eingängig wie alles von den Psychic Rites, besitzt aber für meinen Geschmack etwas mehr Tiefe und ist damit für uns hier interessanter: "Out Of Touch".
/ Weblink: Psychic Rites (Facebook)  







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Unter dem vorläufigen Arbeitsnamen Deepstate tauchten kürzlich via Soundcloud einige erste vielversprechende Demo-Aufnahmen auf. Das Duo mit Sitzen in Berlin und Bologna existiert bereits seit längerem und in diesem Jahr soll es nun auch die erste Veröffentlichung geben. Die Vorboten versprechen wie gesagt viel. Wenn man den Track "За́мок" gehört hat, weiß man, dass die beiden elektronisch modifizierten Post Punk verstanden haben und mit "Underground" legen sie eine Cold Wave Nummer vor, bei der man gleich "Hit" denkt. Der dritte Track "Butterfly" bietet dann noch einen Ausflug in die Sparte Synth Pop. Kurz: Man findet eine funktionierende Kombination dreier klassischer und momentan wieder sehr angesagter Stilrichtungen. Noch ein bis zwei Songs mit der Intensität des hier nun auch als Hörprobe folgendem "Underground" und es könnte schnell was grosses werden.
/ Weblink: Deepstate (Soundcloud)








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Viva Non aus dem kanadischen Winnipeg bringen am 7. September mit "Shaping Dust And Our Autonomy" ihr zweites Album. Das Debütwerk "Pure" aus 2016 ging leider zu Unrecht völlig unter. Das muss sich diesmal ändern. 
James Hofer heißt der Kopf des gemischten Duos, das sich sanften Synth Pop - Sounds widmet. Ohne einen Steckbrief von ihm gelesen zu haben, bin ich mir sicher, dass sowohl TR/ST, Mr. Kitty als auch die kommerzielleren The Cure sowie einige Minimal Techno Acts auf seiner Liste der beeinflussenden Musiker auftauchen. Das neue Album enthält 10 Songs und wird als CD, Musikkassette und Digital erhältlich sein. Wer sich bei sinkenden Temperaturen vorsorglich mit etwas dankbarem Warmen ausstatten will sollte zugreifen. Hier nun einmal der Song "Tonally Outside".
/ Weblink 1: Viva Non (neues Album)
/ Weblink 2: Viva Non (Debütalbum)
 






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Modernen EBM gibt es nun von Nikita Korobeynik und Artem Frolovaus Prag mit ihrem Projekt Fractions
Kein Mackergesang, stattdessen ab und an ein paar Sprachsamples über die ansonst stilecht pumpenden Elektrobeats gelegt. Die erste fett produzierte EP wurde gerade vom Berliner Label Fleisch als 12" Vinyl herausgebracht. Die sechs Tracks der Platte bestehen nicht allein aus Tanzstoff, sondern klingen auch durch eingestreute Soundscapes, die an John Carpenter Themen, Hardtrance Klassiker und noch viel mehr erinnern, interessant und spannend. Hier aus der EP einmal der Track "I.B.M."
/ Weblink: Fractions 


 
 
 
 
 
 
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Bleiben wir doch noch kurz in diesem Genre. Nach einem klassischen EBM-Album benannt und mit Artworks versehen, die wie mit dem ersten nicht monochromen Grafikprogramm für den Home PC erstellt wirken, kommt der australische Act Caustic Grip daher. Hört man hinein, geht es wie erwartet weiter mit der Retro-Dröhnung: Oldschool EBM in Kassettenqualität und ganz klassisch auch auf solchen veröffentlicht. Portion Control, Severed Heads, Cabaret Voltaire und frühe F242 sind als musikalische Referenz schnell geortet. Die EP namens "Volume II" füllt das aktuelle Tape und Scud Viney ist der Mann dahinter. Gerade jetzt, wo der Zeitgeist nach Releases alter EBM Demotapes schreit (Aktuell ist das von Scapa Flow via Progress Productions an der Reihe) vielleicht die ideale Ergänzung für den gelungenen Nostalgietrip. Hier einmal der Song "Ripple".
/ Weblink 1:  Caustic Grip
/ Weblink 2:  Scapa Flow






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Mit einfachen technischen Mitteln aber viel musikalischem Feeling addiert Veronica Campbell gerade Songs für Song ihrer Debütveröffentlichung "Vampiros Electric", die sie als Death Loves Veronica noch in diesem Jahr herausbringen wird. Unter dem Projektnamen Veronica's Veil experimentierte die Amerikanerin schon eine Weile mit Post Punk- und Indie-Sounds, legte die Gitarre dann aber zur Seite und bewegt sich gemäß besagten Albumtitels jetzt auf rein elektronischen Pfaden. Überhaupt sehr künstlerisch kreativ die Dame, denn nebenbei arbeitet sie an Filmproduktionen und hat unter dem Pseudonym Ronnie Stich seit 2006 bereits sechs Bücher veröffentlicht. Die aktuellen Cold Wave Songs von Death Loves Veronica pendeln zwischen rhythmisch-poppig ("Over You", "Love in Dystopia") und morbide-melancholisch ("The Emptiness"). Wie eingangs erwähnt geht sie dabei sehr dosiert vor, hält alles sehr minimal, nutzt also keine Aufnahmespur zuviel und erinnert damit an die alte Weisheit "Manchmal ist weniger mehr". Als Hörbeispiel hier einmal der Titel "Over You".
/ Weblink: Death Loves Veronica 






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Eine weitere amerikanische Solokünstlerin ist Jenna Rose und ihr Projekt nennt sich Anatomy. Die New Yorkerin ist einigen vielleicht bereits als Bassistin der Punk- und Deathrockband Pawns bekannt. Als Anatomy widmet sie sich nun rein elektronisch erzeugter Musik und bewegt sich dabei zwischen harschen Soundcollagen und lässigem, unterkühltem Synthwave. Mit einer 7" Vinyl EP gibt es von Anatomy nun das Debütrelease, also einen Einstieg gleich per echter Schallplatte. Eine richtig interessante Kombination bieten die drei Songs der EP, denn ich fühle sowohl an die New Wave Urgesteine The Flying Lizards als auch an weit späteren Düstergothic Marke Sleeping Dogs Wake erinnert. Richtig schön strange. Zum Hineinhören hier einmal der Song "The Sixth Seal"
/ Weblink: Anatomy






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Und schon sind wir beim üblich schrägen Finale eines Blogeintrags. Das Hören der Musik von Rivière de Corps ist recht einfach und erfordert lediglich drei Dinge: Mumm, Courage und Schneid. 
Aber Quatsch beiseite, das Electro-Noise und Drone Projekt aus Frankreich macht den Zugang wirklich nicht ganz einfach. Wenn man sich jedoch gerade in der passenden Laune befindet, fällt das Mitleiden leicht, denn Mastermind Adrien Clergeot hat Talent genau den Nerv zu treffen, zumindest meinen. Nach diversen Demotracks in den letzten beiden Jahren heißt die erste Veröffentlichung nun "Sang et corne", besteht aus sechs Titeln und wurde vom Pariser Label Grande Rousse Disques als Musikkassette und Digital herausgebracht. Die Kassette ist für dieses Noise-Ambiente sogar ideal, denn etwas Rauschen befindet sich eh absichtlich, bzw. produktionsbedingt in den Aufnahmen. Zurück zum Inhalt: Der Song "Échec Critique" ist der eingängigste, könnte noch als Cold Wave durchgehen, erinnert mich gesanglich jedoch an den Act Smersh, den heute wohl nur noch betagtere Industrialfreaks überhaupt noch kennen, schätze ich. Hier jedoch ein Instrumentaltitel, der sich "Innocent 8" nennt.
/ Weblink: Rivière de Corps
 







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