nachtplan   - Nr. 87 -    



Wenn man sehr gerne tourt um Livekonzerte zu geben, kann man sich auch als britische Band gut Autobahn nennen. So waren die Jungs aus Leeds Anfang des Jahres noch für Münzgeld im Oberhausener Druckluft zu sehen und werden in ein paar Tagen auf dem Liverpool Psych Fest ihre Gitarren einstöpseln. Mit Space Rock und psychedelischen Wah Wah Sounds haben Autobahn allerdings so gar nichts am Hut. Ein kleiner Schuss Krautrock ist durch den Einsatz eines Keyboards zu finden, aber ansonsten bleibt ihre Punk Rock Herkunft dominant. Das erste Album plus zwei Singles ab 2013 konnte man wegen deren Lo-Budget Produktion noch eher in das Regal für Garage Rock stellen, was sich mit dem im Herbst kommenden zweiten Langspieler enden dürfte. Post Punk heißt dann das neue Fach, wobei die Band aber einen nicht ganz so verbreiteten, eigenen Charakter betont. 
Der Song "Ulcer" von ihrer zweiten Single war ein kleiner Hit, wird aber bereits vom Vorabtrack des kommenden Albums in den Schatten gestellt. Dieser kommt zwar nicht in der hohen Geschwindigkeit von "Ulcer", besitzt dafür aber das optimale Mischungsverhälnis von Dichte und Drama. Es handelt sich dabei um den Titeltrack "The Moral Crossing", der nun hier zu hören ist.
/ Weblink: Autobahn




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DK Postoronnih aus Sankt Petersburg veröffentlichten im Mai in Eigeninitiative ihr Debütalbum in sehr kleiner Auflage als Musikkassette. In vier Wochen war es ausverkauft und das Berliner Label Detriti Records bringt es nun im September noch einmal. Es wird wieder eine Kassette sein, lediglich das Artwork änderte sich. Andere Farben und statt ДК Посторонних - "Правда" steht dann dort zum Beispiel DK Postoronnih - "Pravda", was sich für uns in der Regel etwas einfacher liest. Die Musik bleibt die Gleiche, Cold Wave und Synth Pop mit ordentlich Schwung und Tempo. Hat was von den ganz frühen 80ern und die Minimalfreunde werden Spaß haben und an etliche ältere Acts erinnert werden. Hier einmal der Song "Dead Man's Curve".
/ Weblink 2:DK Postoronnih (Original) 

 





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Noch ist Sommer, also halten wird das Partytempo der Musik doch noch etwas bei: Non-Alignment Pact ist eine Waveband aus Nijmegen, die sich natürlich nach dem Opener des klassischen New Wave Albums "The Modern Dance" von Pere Ubu aus dem Jahre 1978 benannte. So kantig wie beim Namensgeber geht es bei den Holländern jedoch nicht zu und man widmet sich flotten Wavesongs knapp an der Grenze zum Powerpop. Das Revival läuft und wer sich neben Post Punk auch einmal zur Abwechslung etwas pop&waviges, also an die Cars, XTC oder A Flock Of Seagulls erinnerndes wünscht, könnte mit Non-Alignment Pact fündig werden. Ihr erster Longplayer trägt den illustren Titel "/​/​/​/" und man arbeitet gerade an einem Nachschlag dessen Umfang noch ungewiss ist. Hier einmal der Song "End?" vom noch aktuellen, ersten Album.
/ Weblink:Non-Alignment Pact 
 




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Die Band The Black Hotel's Doorkeepers, kurz The B.H.D. stammt aus dem französischen Ort Nimes. Seit 2013 ist sie aktiv und man startete mit Cold Wave und einem Post Punk, der sich sehr an der Urzeit von Joy Division (als Warsaw) orientierte. Dies geschah in noch mittelmäßiger, aber ausreichender Produktionsqualität und die Longplayer "Nothing Is Colder Than You” (2014) und "Dancing In The Shadow” (2015) dokumentieren diese Phase. Nun ließ man sich für ein Folgealbum weit länger Zeit und rüstete zudem das Studio auf. Herausgekommen ist "Black Devotion", auf dem sich The B.H.D in hellerem Klang und dennoch musikalisch weit dunkler als bisher präsentieren. Streckenweise kann man ganz klar von Goth Rock sprechen. Manic Depression Records werden das Album am 16 September veröffentlichen. Hier als Kostprobe einmal der Titelsong.







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Die Top-Platte des Sommers, was dunkle elektronische Musik angeht, heißt "Decadent Yet Depraved" und stammt von dem Projekt Belief Defect. Das Duo gab gerade auf dem Berliner Atonal Festival seinen Live-Einstand und jetzt ist auch besagtes Debütalbum erhältlich. Dieses brilliert mit druckvollen, geschliffenen Frequenzen, mal plastisch modelliert (Electronic Body Music) und dann auch wieder im eher artifiziellen Klangdesign (Electro Ambient). Bis auf wenige Spracheinlagen geht es rein instrumental zu, bleibt jedoch konstant abwechslungsreich und spannend. Der Longplayer wurde über Raster-Noton veröffentlicht. Zunächst als CD und Downloads verschiedener Qualitäten, aber im Oktober soll es auch es auch eine Doppel 12" Vinylversion geben. Hier zum Hineinhören einmal das leicht noisige "Deliverance".
/ Weblink:Raster-Noton 
 




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Werewolves, Beware! nennt sich ein kanadisches Duo welches im Düsterbereich aktiv ist, dort jedoch vor Genregrenzen keinen Halt macht. "Car Pick Up" von der aktuellen EP ist ein synthgesteuerter Clubstomper wogegen sich andere Tracks besser in die Bereiche schriller New Wave ("I Want Your Life") oder elektronisch beeinflusstem Post Punk ("Eye Spy") einordnen ließen. Seit dem letzten Jahr hat das Duo zwei EPs veröffentlicht und wenn alles klappt könnte der Herbst bereits die dritte mitbringen. Auf Youtube sieht es noch mau aus, was Kostproben des Acts angeht. Daher hier ein Liveclip von Vimeo, der Werewolves, Beware! von der gitarrigeren Seite zeigt und mit einer Minute Laufzeit der vielleicht bisher kürzeste Clip seit Blogbeginn ist.
/ Weblink: Werewolves, Beware!







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Cold In Berlin aus London ist eine Band, die bereits 2010 den Stil Stoner Goth erfand, hierzulande jedoch weiter weitestgehend unbekannt blieb. Die Anwesenheit ihres letzten Albums in den Redaktionsjahrescharts des Metal Hammer half 2015 leider nicht wirklich weiter. Metal machen sie auch nicht so richtig und ihre Schubladen bei Discogs lauten Garage Rock, Industrial Doom und Punk, womit man der Sache schon näher kommt. Maya - so der Name der Frontfrau - wird mit ihren Mannen im nächsten Monat durchs heimische Königreich touren und dabei auch das Material für die nächste Veröffentlichung schon einmal live testen. Falls Cold In Berlin ihren Weg weitergehen, der sie von schnelleren Punkeinflüssen bis zu zähem Stonerrock ("The Comfort of Loss & Dust") führte, könnte sich das nächste Album durchaus in Richtung von brachialem Doomgaze Marke Swans oder Chelsea Wolfe entwickeln. Ich bin gespannt. Hier zum Warmbleiben ein Song von ihrem letzten Album.
/ Weblink: Cold In Berlin




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Inmaculada Concepción, auch besser als `die unbefleckte Empfängnis´ bekannt, nennt sich das musikalische Projekt der Künstlerin Ghamil aus Barcelona. Statt einer `one woman band´ nennt sie es eine `one witch band´, was die Artworks ihrer Veröffentlichungen dann auch nochmals untermauern. Und spätestens, wenn die Vocals einsetzen, erübrigt sich jede weitere Frage, denn diese kommen in einem Hexenstil, der irgendwo zwischen Diamanda Galas und Black Metal Frontfrau angesiedelt ist. Das war dann auch das passende Stichwort, denn wir haben es hier nicht mit Witch House zu tun, sondern mit einer finsteren Dark Ambient Kulisse die eher aus Doom oder eben Black Metal Ecke wurzelt, Wir bekommen aber keine akzentuierten Gitarrenriffs zu hören und die Musik wurde rein elektronisch erzeugt. Ihre Veröffentlichungen sind in der Regel digitaler Natur, das Minialbum "Vigilias Nocturnas" gibt es jedoch auf Wunsch auch als CD-R zu bestellen. Der aktuelle Longplayer ist "Canciones Malditas" und bietet die bisher beste Mischung ihrer Sounds. Soll heißen, wenn es gerade einmal wieder ganz arg morbide wurde, folgt auch schon mal ein Track mit freundlch-wavigen Keyboardlinien, was ihr bei Discogs auch den Tag `Cold Wave´ einbrachte. Der normale Coldwave-Hörer dürfte jedoch an ihrer Stimme schnell verzweifeln, schätze ich. Warum weiter lange reden, klappen wir ihre Gruft doch einfach einmal kurz akustisch auf: "La Torre Fulminada" ist einer ihrer Titel vom aktuellen Album.
/ Weblink: Inmaculada Concepción 

 





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Da wir gerade schon bei `Hexengesang´ sind: In maskuliner Form hat den Chris Rivera aka $uicide7ord auch gut drauf. Mit seinem Projekt INVA//ID bastelt er gerade an einem Debütwerk. Ich hoffe, er verzichtet dabei auf etliche der arg nervös klingenden Demotracks, die in seinem Soundcloudkanal zu finden sind, denn soliden Dark Electro beherrscht der Mann. Songs wie "Broken", "Snakehead", "Faint", "Sanitarium" und weitere lassen auf ein gelungenes Album hoffen. Hier einmal "Faint".
/ Weblink: INVA//ID






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Auf der griechischen Insel Korfu hat Dimitris Doukas sein Studio eingerichtet. Als Restive Plaggona brachte er es auf zehn Albenveröffentlichungen in den letzten 20 Monaten. Das tolle daran ist, es findet sich darunter kein Schrott. So etwas wie Hits gibt es in seiner dunklen, elektronischen, cinematischen Instrumentalmusik - kurz seinem Dark Ambient Techno - zwar nicht, aber tolle Atmosphären. Der 8-Tracker "Orders Rejected" den NEN aus Russland im März herausbrachte, sticht dabei etwas heraus, da er Stücke aus all seinen Facetten beinhaltet und dann mit "Dating a Pervert" sogar eine der seltenen Vocaleinlagen bietet. Hier zum Hineinhorchen auch ein Track mit einer solchen Einlage, allerdings stammt dieser vom "Leaving The Body" Minialbum.




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Als gewohnt schrägen Abschluss des Blogposts greife ich diesmal auf einen Musikstil zurück, der so richtig tief um Untergrund schlummert aber durchaus lebt. Die Rede ist von Dark Jazz oder auch Jazz Noir. Im Grunde handelt es sich dabei um Dark Ambient und Trip Hop Kulissen, die um akustische Instrumente unter Verwendung der Jazz-Tonleiter bereichert werden. Die Liste der Künstler ist umfangreich. Ich persönlich mag besonders die Stimmungen, die Joel Fausto & Illusion Orchestra aus Portugal, Macelleria Mobile di Mezzanotte (lurz MMM) aus Italien und die Bad Angels aus Polen transportieren. Die Grundausrichtung dieser drei Acts ist dabei unterschiedlich. Das Illusion Orchetra kommt vom klassischen Jazz, die Bad Angels sind mehr in Dark Ambient Gefilden unterwegs und MMM dem Trip Hop und auch Noise sehr offen. Hier als Klangbeispiel einmal ein Titel von Joel Fausto und seinem Illusionenorchester.
/ Weblink 1:Illusion Orchestra 
/ Weblink 2:Bad Angels 
/ Weblink 3:MMM 
 




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