nachtplan   - Nr. 86 -    



Die Band Geometric Vision hatte ich bereits mehrfach für den Blog angedacht, aber immer waren aktuell andere Acts gerade einen kleinen Tick interessanter und damit dringlicher. Inzwischen steht das bereits dritte Album des italienischen Darkwave Trios ins Haus. Dieses ist gut gereift und auch den Videoclip zum Vorabtrack "Apocalypse Queen" kann man als gelungen bezeichnen. Der Longplayer wird im Herbst über das Schweizer Label Swiss Dark Nights als CD und downloadbare Digitalversion erscheinen. Er wurde noch nicht im Bandcamp angelegt, daher hier im Link zur Überbrückung Hörproben aus dem zweiten Geometric Vision Albums "Virtual Analog Tears" von 2016. Die Darkwave Spielart der Band ergibt sich nicht einfach aus Post Punk plus Keyboard sondern trägt deutliche Züge von rockigem New Wave wie man ihn aus dem Großbritannien der 80er kannte. 
Hier aber nun der bereits besagte Vorabtrack "Apocalypse Queen" in Videoclipform.
 / Weblink: Geometric Vision






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Halten wir den gerade verwendeten, sehr elektronisch klingenden `Simmons Drums´-Sound noch im Ohr, wechseln jedoch kurz die Musikrichtung: Die knallig komprimierte Synthwave Spielart namens `80s Retrowave´ erfreut sich weiter großer Beliebtheit. Gerade kürzlich hielt sie sogar Einzug beim renommierten Roadburn Festival. Bei diesem Event, welches sonst für eher finstere Gitarrensounds steht, gelang es der französischen Band Carpenter Brut spätestens mit ihrem Cover von "Maniac" selbst eine sonst sehr eigene Doom-Gemeinschaft mit akustisch aufgepumptem Retrowave in ungewohnte Partystimmung zu versetzen. 
Heyz ist ein ganz neuer weiterer Act jenes Genres und sorgte gleich mit seinem ersten und bisher einzigen Track "Odyssey" für enorme Aufmerksamkeit bei den diversen Speziallabels. Ich schätze das Rennen um die erste Veröffentlichung wird entweder Lazerdisc Records (der Plattenfirmaableger von Drive Radio) oder NRW Records (NewRetroWave aus New York) machen. Letztendlich ist das Nebensache und wichtiger wäre, dass Heyz diesen melodramatischen Stil mit Blade Runner Sounds auch beibehält und nicht in noch komprimiertere Gefilde, also in Richtung Dubstep-Plastiksounds abdriftet. Der Verdacht liegt leider nahe, wenn man sich die persönlichen musikalischen Vorlieben des amerikanischen Einmannunternehmen aus Durnham bei Soundcloud so anhört. 
Aber abwarten - welche Musik man macht und welche man hört, können ja durchaus auch zwei Paar Schuhe bleiben. Egal, was immer auch passieren wird, "Odyssey" war ein guter Start und ist nun hier zu hören.
 / Weblink: Heyz





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Wer die frühen, etwas kantigeren Joy Division liebt, braucht das Debütalbum "Time" von The Shyness Of Strangers. (Punkt) 
Der aus Polen stammende und in Kanada lebende Vadim Kristopher steckt hinter diesem Post Punk Projekt und passenderweise kam der Longplayer über die französischen Unknown Pleasures Records heraus. Er ist als CD und Digtalversion erhältlich und enthält zehn Songs. Hier einmal der Track "If It Serves You" und man sollte nicht meinen der wäre der Höhepunkt und die restlichen neun Nummern lahmer. Nein, "Time" ist ein durchweg gutes, gelungenes, also wirklich rundes Album. (Jetzt aber wirklich Punkt)
/ Weblink: The Shyness Of Strangers








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Der düstere Science Fiction Filmklassiker Blade Runner von 1982 basiert auf dem Buch "Do Androids Dream of Electric Sheep?" des amerikanischen Autors Philip K. Dick aus dem Jahre 1968. Meines Wissens im Film nicht verwendet wurde die sogenannte `Penfield Mood Organ´. In der deutschen Übersetzung wird sie als `Penfield-Stimmungsorgel´ bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein mechanisches Gerät, welches auf Knopfdruck eine Wunschlaune erzeugt. Einen kanadischen Neurochirurgen namens Wilder Penfield, der mit elektrischer Stimulation am offenen Gehirn experimentierte, gab es wirklich. Jedoch tat er dies mittels dünner Nadeln und das er jemals besagte Orgel konstruierte wurde nicht überliefert. 
Ein griechischer Elektronikmusiker entlieh sich nun eben diesen Namen, der wegen Orgel gleich Musikinstrument mit Tasten plus seiner Vorliebe für dystotpisch-cinematische Soundscapes auch durchaus passt. Der Mann stammt aus dem Umfeld der Band Second Tension, die ich hier hier erst kürzlich vorstellte. Deren Label Monolith Records dürfte sich dann schon bald auch um die Veröffentlichung der Dark Electro und Electro Ambient Musk von Penfield Mood Organ, kurz P.M.O. kümmern. Hier bereits sehr früh vorab (Ihr seid die Ersten) eine kleine musikalische Kostprobe mit dem Titel "Restricted".
/ Weblink: P.M.O. 








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Crying Vessel klingen souverän wie eine etablierte Popband, jedoch verzeichnet das Projekt aus Bern bei Facebook nicht einmal 1.000 Verfolger. Ich mutmaße einmal, dass man es mit Schweizer Herkunft und ehemaligen musikalischen Wurzeln im Trip Hop eh schon nicht so einfach hat. Wenn man dann, wie es Crying Vessel Mastermind Slade Templeton praktiziert, oft und gerne Gastmusiker unterschiedlichster Genres mit einbezieht, macht es das nicht gerade leichter, Crying Vessel im Kern als eine eigentlich sehr gute Pop & Wave Band zu erkennen. "Killing Time" war 2016 ein kleiner Hit in der Retrowave-Szene, aber ansonsten scheint das Projekt doch eher unentdeckt in einem toten Winkel zu verharren. Drei Alben wurden seit 2011 veröffentlicht und das nächste steht gerade bevor. "A Beautiful Curse" wird es heißen und via Manic Depression Records erscheinen. Mit "Big Deep" wurde ein digitaler Vorabsong veröffentlicht. Diesen Song brachte Crying Vessel bereits Live auf der Bühne, wie der folgende Clip dokumentiert und was vielleicht Geschmack auf mehr macht.
/ Weblink: Crying Vessel
 







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Der französische Technoproduzent Clément Perez’ legte gerade gleich drei neue Veröffentlichungen vor. Zum einen eine gemeinschaftliche EP mit Dep Affect unter seinem Pseudonym 14anger, die auf dem australischen Label Green Fetish Records erschien. Zum anderen gleich zwei EPs gemeinsam mit Haujobber Daniel Myer und unter dem Projektnamen Rendered.
Die erste Rendered EP trägt den Titel "Holeinthehead" und erschien über das Label aufnahme+wiedergabe. "Bendover" nennt sich die zweite und kam über das ebenfalls in Berlin ansässige Label Fleisch. Beide EPs sind auch als 12" Vinyl im Handel. Vorab wurde bezüglich Rendered von `Heavy Beats´ geredet und das war nicht zu viel versprochen. Kräftig pumpende, rein instrumentale Electronic Body Music findet sich auf beiden EPs und die zu erwartenden Acid-Einlagen halten sich zum Glück in Grenzen. Hier einmal der Track "Stonecoldsoul" von der "Bendover" EP des Fleisch Labels.
/ Weblink 1: Rendered (Bendover) 
/ Weblink 2: Rendered (Holeinthehead) 







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Christian Eldefors ist Mitglied der schwedischen Psychedelic Rocker von The Orange Revivals, deren Name einem kein Begriff sein muss. Jedoch erschuf er nebenbei sein Soloprojekt NONN, das düstermelancholischer und ohne endlose Wah Wah Gitarren daherkommt und damit auch ganz gut ins schwarze Umfeld passt. Viel Reverb Sound bleibt aus seinem psychedelischen Kerngebiet erhalten, aber solcher passt ja auch Freunden von Darkwave und Post Punk ganz gut ins Programm. Der Track "Cold" kommt dann sogar im Robert Smith Gitarrenklang, aber ohne dabei wirklich etwas mit dem gleichnamigen The Cure Song gemein zu haben. Das Londoner Label Fuzz Club Records brachte gerade das Debütalbum. Auf Youtube findet sich leider lediglich der etwas spacige, langsamere Song "Gone". Freunde von Minmalwave sollten sich stattdessen im Bandcamp einmal "Lost" anhören und wer auf fettere Produktionen steht, möge dort einmal eher das leicht technoide "Time" als Kostprobe anwählen. Noch eine Anmerkung zum Videoclip: Der Musiker ist erst gegen Ende zu sehen, was den eigentlichen Witz des Videos ausmacht.
/ Weblink:NONN




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Isotropia ist ein erst kürzlich gegründetes Post Punk Duo und besteht aus den Musikern Keren Batok und Angel Kauff. Letzterer ist bereits seit längerer Zeit unter dem Namen Stockhaussen im Bereich Minimal Synth & Cold Wave aktiv. "Borderline Negation" nennt sich die nun erste Single als Isotropia. Spätestens beim enthaltenen Song "RED" offenbaren sich die mexikanischen Wurzeln. Südamerikanische Post Punk Bands haben einen sehr eigenen Stil, der viel stärker als in anderen Regionen auch Elemente aus Batcave bzw. Deathrock mit einbezieht. Gesamt gesehen klingt die 3-Track Single daher eher roh, knurrig und minimalistisch was produktionstechnisch für viele europäische Ohren etwas dilettantisch wirken mag. Gut daher, auch das etwas allgemeiner gelagerte "Permanent Present" mit auf der Single zu haben, denn dieser Song beweist , dass das Übermaß an Hall in den beiden anderen Tracks gewollt war, also weder auf schlechtes Equipment noch auf Dilettantismus zurückzuführen ist. Hier zum Hineinhören genau jenes "Permanent Present", das - wie gesagt - nicht nach tiefer Fledermausgrotte klingt und etwas europäischer wummert.
/ Weblink: Isotropia



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Hinter Lingua Ignota steht die amerikanische Solokünstlerin Kristin Hayter. "All Bitches Die" ist ihre soeben erschienene zweite EP. Was macht sie für Musik? Kunst, keine Frage. Sie ist extrem, das merkt man schnell. Wenn man Vergleiche ziehen müsste, bringt sie in nur 5 Minuten einer ihrer meist sehr langen Tracks mal eben ein Crossover von Laurie Anderson, Diamanda Galas, Kate Bush und Sleeping Dogs Wake. Es gibt also harte Breaks und sie wechselt zuweilen brutal zwischen soft-minimalem Piano und "Reiss die Hütte ab"-Noise mit verzerrtem Geschreie. Als Beispiel habe ich einen Soundcloud Clip gewählt, der es vielleicht einfacher macht zu entscheiden, ob ihre Kunst gefällt. Hier kippt der Song nicht in Noise, sondern dieser startet gleich mit Lautem der Marke Sleeping Dogs Wake, also sozusagen bereits mit dem Maximum an Wahnsinn und erst im Mittelteil folgt dann der sehr schöne softe Song. Wer das Intro nicht erträgt, weiß dadurch bereits innerhalb einer Minute "lieber Finger und Ohren weg davon" - oder auch nicht.
/ Weblink: Lingua Ignota 






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Zum Abschluss düsterer Tribalsound im Standbild. Es klingt fast wie ein Scherz, aber wer es dunkel und technoid mag und auf frisches Material aus ist, der kommt dieser Tage nicht an Hawaii vorbei. Pact Infernal heißt der dort ansässige Dark Techno und Dark Ambient Act, der so gar keine Assoziation mit Sonne, Strand oder Slide-Gitarren zulässt. Mit viel Fantasie lässt sich vielleicht eine finstere, verborgene Grotte des nächtens denken, in der dann doch eine Tänzerin im Hula Rock auftaucht - Diese schaut dann bei ihrem Trance-Tanz zu rituellem Getrommel jedoch äußerst grimmig drein. 
"Infernality" heißt das neue Album von Pact Infernal und wird ab dem 30. Juni digital und als limitiertes Doppelvinyl erhältlich sein. Die Schallplattenversion kommt über das Berliner Label Horo, auf dem auch der hier einmal erwähnte Act SNTS inzwischen zu Hause ist. Von den neuen 13 Tracks ist leider noch keiner als Youtube Clip zu finden, daher greifen ich hier als Hörprobe zum etwas älteren Track "Circle I[Limbo]".
/ Weblink:Pact Infernal
 





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