nachtplan   - Nr. 84 -    



Funeral Door sind in Florida heimisch und legten gerade als Einstand gleich beides vor - ihre Debütsingle sowie das Debütalbum. Das Musikmagazin und Kassettenlabel Popnihil aus dem Umfeld sagte sich nach dem Hören zu Recht "Aber Hallo!" und setzte den Longplayer kurzerhand auf ihren Veröffentlichungsplan. 
Das Album trägt den kuriosen Namen "Count: Blood In Blood Out (Amor​)​" und zumindest die A-Seite der "Prism" Single ist ebenfalls darauf enthalten. Funeral Door selbst, kündigten derweil bereits eine nächste Single namens “Saint“ an. 
Sehr modernen Pop gibt es von der Band zu hören. Man kann düsteren Synth-Pop zwar nicht mehr neu erfinden, aber ihn sehr wohl mit modernen Sounds in Szene setzen, was Funeral Door gelang. `Moderne Sounds´ bedeutet dabei nicht fett aufgeblasen, mit allem was die neuste Software so hergibt. Eher werden die beliebten elektronischen Melodiebögen einmal mit radikaleren Tönen, Kanten und Wendungen präsentiert, was das Ganze dann halt neu und modern erscheinen lässt. Entsprechend darf man hier auch keinen geschliffenen Boygroup-Gesang erwarten. Aber warum lange reden, wir sind ja hier audiovisuell und daher jetzt einfach eine Kostprobe in Clipform. 
 / Weblink: Funeral Door





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Das vor zwei Jahren in Berlin gegründete Label Monolith Records brachte gerade die Debüt-EP eines Acts namens Second Tension heraus. Diese trägt den Titel "Assembly Point" und als Herkunft des Künstlers wird Griechenland genannt. Mehr wird nicht verraten. Das macht die Sache doch gar nicht mal unspannender, finde ich. Die Interpretationen über die Funktion der Monolithen im Filmklassiker "2001 - Odyssee im Weltraum" fand ich schon immer interessant, auch wenn mir der Film persönlich zu zäh ist. Und wie der Monolith im Film optisch daherkommt, trifft nun akustisch ganz gut auf die EP zu: schwergewichtig, gewaltig, unkaputtbar scheinend. Technoide Bombastsounds die schier unaufhaltsam nach vorne treiben.Rein elektronisch, also künstlich erzeugt, aber die eingestreuten schamanischen Beschwörungsrufe verleihen dem Ganzen eine irdisch verwurzelte, rituelle Kraft. Hier aus der EP der Track "Kinetic". Zugegeben recht lang als Kostprobe und erst ab Minute 4 ist er voll in Fahrt, aber so viel Zeit muss auch mal sein. Und, wie das mit Ritual Techno oder Tribal Techno so ist, man muss es sich schon recht laut geben, damit es wirkt wie es soll. Auf Youtube wurde der Track leider gerade wieder entfernt, daher ist hier nun - ganz flexibel - auch einmal ein Direktstream aus dem Bandcamp mit dabei.
/ Weblink : Second Tension

 




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Wora Wora Washington aus Venedig sind keine Newcomer. Bereits 2009 eschien ihr Debütalbum "Technolovers". Problematisch ist vielleicht, dass sie sich bisher je 3-4 Jahre bis zu den Folgealben Zeit ließen. Als kleinerer Act kann man da recht schnell in Vergessenheit geraten, auch wenn der illustre Bandname eigentlich dagegen sprechen mag. Erschwerend kam auch hinzu, dass ihr einziger echter Videoclip leider einen ihrer schwächsten Tracks ("Love It") hervorhebt und damit auf eine falsche Fährte (durchgeknallte Electroclasher oder Elektropunks) führt. Ihre ersten beiden Alben enthielten zwar immer wieder punkige Enlagen, jedoch Punk im Sinne von `Spätsiebziger Punk Rock´, soll heißen orientiert an New Wave Rockbands wie The Knack, die bei Kennern nie so wirklich als Punk, sondern bestenfalls als eine etwas schrillere Partyband durchgingen. Die Party, auf der "Love It" läuft, muss einen enormen Energiedrinklevel besitzen, auf mich wirkt die Nummer jedenfalls schwerstens nervös und damit nervig. Aber genug über den Clip gelästert, schließlich ist er vier Jahre alt und inzwischen Album Nummer 3 "Mirror" im Handel. Und das ist richtig gut produziert und kommt toll abwechslungsreich daher. Den Elektropunk haben WWW diesmal stark zurückgeschraubt. Schrill wird es an einigen Ecken schon ("We Sway"), aber nicht mehr so trashig-angezerrt wie früher. Der Song "Fear Is Over" hat sogar etwas von Industrial-Rock und dies ganz ohne Brezelgitarren, also sehr unamerikanisch - mehr Venedig als Washington sozugagen. Der Titeltrack "Mirror" kling wie Wora Wora Washington in 2009, etwas lockerer, hübsch poppig und nach vorn - nur nun viel fetter produziert. Mein Favorit ist jedoch "I.C.O.", welches zusätzlich auch eine Prise Rock mit Futurepop-Sounds abbekommen hat.
/ Weblink 1: Wora Wora Washington
 





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Die kanadische Post Punk Band Traitrs ist eigentlich beim heimischen Pleasence Records Label unter Vertrag. Dies hielt die hier bereits mehrfach erwähnten spanischen Kenner von Oráculo Records nicht davon ab, sich die Europarechte zu sichern. "Heretic" ist dadurch das aktuelle Release der Traitrs, ein 12" Vinyl Minialbum mit 5 Tracks. Die Frage, bei welcher Spielzeit oder bei wie vielen Tracks eine EP aufhört und ein Minialbum beginnt, sollte man sich besser nicht stellen, aber das nur mal am Rande. Jedenfalls hat des Vinyl von Oráculo wegen der beschränkten Spielzeit den kleinen Nachteil, statt der 7 Songs, die das Pleasence Label auf der Musikkassette hatte, lediglich 5 bringen zu können. Das nun fehlende "Savior" fand ich persönlich zumindest richtig gut. "Witch Trials" vermisse ich nicht so, weil ich den Song als Opener für die Kassette - die übrigens abweichend "Rites And Rituals" und nicht “Heretic“ hieß - als wenig repräsentativ für die Qualitäten der Band empfand. Das soll aber nun alles nicht heißen, dass es die verbliebenen 5 Songs nicht in sich hätten. Das Vinyl startet mit "Lya" und dies nun hier auch als Kostprobe. Leider ist der Song nicht auf Youtube zu finden, daher hier erneut einmal ein statischer Soundcloud Clip.
/ Weblink 1: Traitrs (Oráculo) 
/ Weblink 2: Traitrs (Pleasence / 7-track)








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Der Grieche Manos Simotas agiert bereits seit 2012 als Unhuman, zeigte sich jedoch sehr lange eher spärlich, in Form von Compilationbeiträgen. Seine Debüt EP sicherten sich Amok Tapes, die sie - wie der Labelname schon andeutet - als Musikkassette herausbrachten. Das Label ist ein Ableger der Firma Koma Elektronik in Berlin, die für ihre selbstgebauten Synthesizer bekannt ist. (Ja, genau, Koma rückwärts gelesen). Während Unhuman in der Anfangszeit noch extrem noisig klang, fielen die vier Tracks der EP nun recht rhythmisch aus. Dies aber schon brachial, minimal, roh und meist im Lo-Fi Gewand, im Ergebnis durchaus wirkungsvoll und ohne Zweifel das Prädikat `Electronic Body Music´ wert. Ohne nun lang zu philosophieren, wann was EBM oder doch eher Techno Acid ist, hier zur eigenen Meinungsbildung der Titel "Unterstützung".
/ Weblink:Unhuman



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TWINS sind nicht mit dem 80er Duo The Twins zu verwechseln. Der Name ergibt sich aus der Abkürzung von That Which Is Not Said. Da beide Projekte im Bereich Synth-Pop zu Hause sind, könnte die Frage "Wie? Gibt es die auch wieder?" durchaus auftauchen. Seit 2010 veröffentlicht jedenfalls Matthew Weiner aus Atlanta als TWINS recht regelmäßig, wodurch der Katalog mittlerweile sehr passabel ausschaut. Auch wenn man seine Releases als Duo namens Featureless Ghost, das er mit Sängerin betreibt, nicht mitzählt, kann man wirklich nicht mehr von einer Eintagsfliege sprechen. Die bisher bekannteste Soloveröffentlichung als TWINS dürfte die "Music From The Insider II" Musikkassette sein, die das Glasgower Label Clan Destine Records im letzten Herbst herausbrachte und die ungewöhnlich Post Punk - angehaucht klang. TWINS hat aber derweil bereits nachgelegt und diesmal gehört Enfant Terrible aus Holland die Ehre der Veröffentlichung. "Rather Not" heißt die als Vinyl erschienene neue EP und diese ist nun wieder fast gitarrenfrei. Nur fast, denn der neu eingeführte Post Punk Grummelbass wurde beibehalten . Man kann den Inhalt als "minimal" im echten Sinne, also von "auf das Wesentlichste reduziert" bezeichnen. Da hat schon schräge Momente, die ich aber ganz witzig finde. Zum Beispiel beim Track "I’m Not The Same" könnte man meinen, man höre einen Industrial-Rocker ohne Strom, der seinen Song zur Not mal auf dem batteriebetriebenen Casio-Keyboard bringt. Als Hörbeispiel aber hier "Stuck", welches eher im Bereich Cold Wave einzuordnen ist.
/ Weblink 1: TWINS (aktuell / Enfant Terrible) 
/ Weblink 2: TWINS (Band) 
/ Weblink 3: TWINS (Clan Destine) 







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Ubikande bezeichnen ihren musikalischen Stil selbst als `Heavy Cold Wave´. Kann man machen und ich (er)finde, `Deathrock Industrial Pop´, wäre eine ähnlich schräge Bezeichnungskonstruktion für ein Genre, träfe den Sound dieses jungen Trios aus dem französischen Tours aber auch ganz gut. Wie auch immer, wir haben es hier nicht mit Post Punk zu tun, denn Ubikande schöpfen mehr aus den Bereichen Post-Rock, Doom, Industrial Noise und Deathrock. Wie man liest, hagelt es hier mal wieder Schubladenbezeichnungen, aber sehen wir es positiv: Wenn eine Band sich gar nicht so leicht einordnen lässt, dann bedeutet das, sie ist damit keine Kopie von etwas altem und somit `neu´. Im September 2015 erschien ihr Debüt "EP1", also eine erweiterte Single. Die kam nicht etwa als zaghafter Digitalversuch, sondern gleich als selbstfinanzierte CD im DigiPak, was zeigt, Ubikande ziehen ihr Ding durch und das mit Selbstvertrauen. Ebenso kommt auch die gerade erschienene zweite EP mit dem Titel "Mania" wieder hübsch gestaltet und ohne die 08/15-Plastikverpackung mit dem hochtrabenden Namen Jewel Case daher. Sieben Tracks finden sich auf der CD und um wieder auf die Stilrichtungen zurückzukommen, erleichtere ich das Reinhören einmal mit Zuweisungen: Die Deathrock- und Darkwave-Freunde bitte Richtung der Songs "Panca" und "Totem" orientieren, die Liebhaber von Industrial- und Post-Rock sollten stattdessen "Blackout" und "Pavlov" starten. Wer sich gerne einmal Doom, Trip Hop und Witch House gibt, kann sich an "FollowEr" heranwagen, welches mit Drums glänzt, die die Darkwaver nicht so leicht verdauen werden, wie ich fürchte. Hier als Kostprobe aber einmal das eher rockige "Totem". ps Da wir gerade von Drums sprachen, ja, die in "Totem" erinnern an "Dominion" von den The Sisters Of Mercy. Alles neu erfinden kann man ja nun auch nicht.
/ Weblink:Ubikande  
 




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In den Stimmungen von Shoegaze und Dream Pop ist die französische Post-Rock Formation namens flyingdeadman immer mal wieder unterwegs. Auf dem aktuellen Album "56 Seasons" des Duos ist dies nicht anders. Bei dieser Band haben wir erneut den Fall, dass man drei Alben veröffentlichte, die alle für sich so "Naja, gute Ansätze, aber nicht so zwingend" waren, man aber nun - weil genug Material vorhanden ist - die Höhepunkte zu einem neuen, einzigen Werk zusammenfügen könnte, welches dann auch das Prädikat "wirklich interessant und gut hörbar" verdient. Bei flyingdeadman ist ein solcher `Eigenbau´ zudem recht einfach, denn alle drei Alben sind im Gratisdownload erhältlich. Welche Tracks genau man dann für das selbst gebastelte "Best Of"-Album erwählt bleibt jedem selbst überlassen. Ich finde aber schon, "Your Line" vom aktuellen Album, sollte mit an Bord genommen werden.
/ Weblink:flyingdeadman





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The Dancing Plague of 1518, welch ein Bandname. Wirklich düster oder morbid wie zu erwarten wäre, klingt das Projekt von Conor Knowles aus Washington aber dann doch nicht, sondern eher verschroben und verschmust. Die ersten Gehversuche 2016 klangen vielleicht soagr zu verschroben, wurden aber dennoch im Bandcamp dokumentiert. Okay, die Kassettenversion jenes Debüts ist dennoch ausverkauft. Die kam über das Ghost Club Recordings Label und dort kaufen halt auch die Liebhaber experimentellster Veröffentlichungen. Mit dem Song "There Is No Sun" zeigte er dann auf dem vorletzten Release, dass er auch mit etwas weniger Drama singen kann. Der Vorabtrack "Cataracts" der kommenden EP "Habitual" lässt annehmen, er geht diesen eingängigeren Weg nun weiter. Die vier restlichen Tracks werden am 1. März verraten, ob meine Rechnung aufgeht. Aber selbst wenn nicht, reihenweise andere Künstler hätten vier genrefremde Remixe statt weiterer Tracks auf die EP gepackt, die man erst recht nicht hören will. Hier also "Cataracts", visuell dann doch morbid geraten, musikalisch aber Synthwave der poppigeren, wenn auch schwergewichtigeren Bauart.
/ Weblink:The Dancing Plague of 1518  
 



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Der übliche "Psycho-Clip" zum Finale. Viele Veganer und engagierte Tierschützer verwenden als Protestmittel ja gerne die drastische Konfrontation. Schockbilder mit Verbrechen an Tieren werden benutzt und sollen wachrütteln und aufmerksam machen. Die kanadische Band Skinny Puppy trieb dies gegen Ende der 80er auf die Spitze und baute entsprechendes sogar in ihre Bühnenshows ein, wie das Konzertvideo "Ain't It Dead Yet?" dokumentiert. Aber keine Bange, hier folgt jetzt kein Clip, der ekelerregende Tierversuche oder heimliche Aufnahmen aus Schlachthöfen zeigt. Der Songtitel "Hunter" lässt allerdings bereits vermuten, welche Richtung hier eingeschlagen wird. 
Restricted nennt sich das Seitenprojekt des Witch House Künstlers ANDRɅS, der mit diesem Zweitunternehmen nun auch düstere Synth-Pop-Pfade beschreitet. 2015 zeigte er damit bereits erste Versuche und wandelte auf den Spuren von John Carpenter Soundscapes. Auf seiner aktuellen Single singt er nun auch dazu und die Geschwindigkeit der Rhythmen wurde erhöht. Lediglich die beiden letzten Tracks "The Pack" und "Skins" erinnern noch an das Debüt, der Rest lässt nun seine Witch House Wurzeln erahnen. Rein musikalisch eine hübsche Kombination, wie ich finde - Retrowavesounds mit Düsterelectro kombiniert. Eigentlich sind auf der EP nur vier neue Tracks, denn "Eat What You Are" ist eine Intrumentalversion von "Hunter", das wir hier nun also mit Gesang hören.
/ Weblink : Restricted

 




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