nachtplan   - Nr. 83 -    



Das russische Witch House Unternehmen Fraunhofer Diffraction zeigt mit seinem zwanzigsten Release, dass mit den bombastischen Dark Rave Sounds in diesem Musikbereich doch noch nicht Schluss zu sein scheint. Eine Überzahl eher experimenteller Veröffentlichungen der Sparte im Jahre 2016, ließ ein wenig befürchten, die Luft könnte so langsam raus sein, aus dem Düsterrave.
Mit "Burning Bridges", so der Titel der neuen EP, kehren Fraunhofer Diffraction nun dahin zurück, wo alles begann. Zwischenzeitlich versuchte man sich im Hardtrance- und House-Bereich und machte auch dort eine wirklich gute Figur. Nun aber also back to the roots und wieder ganz "alte" 2013er Witch House Schule
Die Outro-Version von "Burning Bridges" überrascht dann sogar noch durch Vocals. So muss eine Single sein. Klasse Comeback. 
/ Weblink: Fraunhofer Diffraction

 







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Das Projekt Siiamese sitzt im warmen Los Angeles und sehr sonnig klingen auch die meisten seiner Arrangements. Dennoch hegt man ab und an auch Leidenschaft für tiefer dringende Klänge. Die Suche danach gestaltet sich etwas schwierig, denn die Poptracks, die man bis zu den entsprechenden Funden erst einmal "weghören" muss, sind schon eine echte Prüfung. Aber (natürlich ein aber), die Treffer entschädigen dann doch wieder. Ich sage es mal anders: Aus den bisher erschienen zwei Dutzend Tracks von Siiamese könnte sich der fleißige Düsterromantiker inzwischen eine prima 4-Track EP selbst zusammenschrauben. Immerhin. 
Die restlichen Songs könnte er ja der kleinen Schwester vermachen, welche vielleicht auch R&B und sowas total dufte und beschwingend findet. 
Hier aber einmal ein synthetischer Dark Pop Track für eine solche, schwergewichtigere Selbstauswahl-EP und der heißt "Left Me Behind".
/ Weblink : Siiamese

 






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L∆ RISSA aus Leeds schreibt sich zwar ähnlich kryptisch, macht aber gar keine Witch House Musik, wie man vermuten könnte. Kürzlich erschien ihre Debütkassette, die sich "Control EP" nennt. Zu hören ist Art Pop aus düsterem Synthwabern und wavigen Melodiebögen plus eine Stimme, die man zu kennen glaubt. Ich zumindest war sehr überrascht. Da sie mehrere Gesangsspuren verwendet, auf denen sie ihr Organ unterschiedlich einsetzt, könnte man an manchen Stellen meinen, man höre gerade ein Duett aus Zola Jesus und Stevie Nicks (Fleetwood Mac / "Sisters Of The Moon"). Ansonsten klingt ihr Gesang sehr soulig. Es gibt dabei aber niemals ödes Geknödel auf der Bluestonleiter und man bleibt daher auch von "uhhyeahbaby" und ähnlichen Floskeln verschont.
Das musikalische Grundgerüst ist vielleicht etwas schmal geraten, was im zweiten der drei Songs besonders auffällt. Da stellt sich nun die übliche Frage: Wie sollte das nächste Release klingen? So experimentell und minimal weiterarbeiten oder mit mehr Instrumenten und mittels besserer Produktion aufpeppen? Die Gefahr ist von Zola Jesus bekannt, ruckzuck kann man da im wuchtig produzierten und dennoch eindimensionalem Popschmalz enden, was vielleicht Verkaufszahlen erhöht, aber für meinen Geschmack dann auch wieder Schade ums Talent ist. Wie auch immer sie sich entscheiden wird, ihre erste EP hat zumindest schon einmal Aufmerksamkeit verdient. Hier daraus der Song "Desire".
/ Weblink: L∆ RISSA








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Der Name Rosanebel (auch Rosa Nebel) führt vielleicht auf eine falsche Fährte, da die Musik des Wiener Projektes doch eher in Grau- und Schwarztönen malt. Dennoch gut gewählt, finde ich, weil wenn das Bild von rosa Nebelschwaden einmal im Kopf war, dann bleibt es auch dort. Anekdote: Es gibt eine Liveaufnahme der Hagener Krautrockband Grobschnitt, auf der, nachdem der Mülheimer Konzertsaal lange komplett mit Kunstnebel geflutet wurde, eine gefakte Giftwarnung ertönte. Diese natürlich in einem Stil, der den Gag erkennbar machte und zu keiner Panik führte. Ich jedenfalls, stelle mir unter einem rosafarbenen Nebel nichts wirklich Gesundes vor.
Der Künstler hinter Rosanebel umschreibt seine Musik mit "Sirenen der Aufruhr" und "Narrative Maschinenmusik". Ich widerspreche nicht und füge "Minimalelektronik" als ebenfalls möglichen `tag´ hinzu. Im August erschien sein zweites Kassettenalbum "Tarnen", welches bereits andeutete, dass man auf die ganz schrägen Ausflüge, welche den Erstling noch prägten, künftig eher verzichtet. "Tarnen" bestand zu 90% aus Instrumentaltracks, was sich beim nächsten Release dann Richtung Eingängigkeit auch noch einmal durch die Hinzunahme von mehr Vocals ändern könnte. Zumindest der Vorabtrack "War Machine Of The Modern Age" glänzt bereits mit passend-lässigem Sprechgesang und ist nun hier zu hören.
/ Weblink: Rosanebel









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Vor einigen Monaten gab es hier einmal so etwas wie ein kleines Detroit-Special, in dem auch der umtriebige Musiker Dante Palomba vorgestellt wurde. Dieser rief nun ein weiteres Projekt ins Leben: Gemeinsam mit Daniel Srungaram von Two One Six gründete er das Duo namens New Today. Musikalisch geht es dabei in Richtung der eher shoegazigen Klänge von Two One Six aus Texas. Dante Palomba singt dazu und peppt die Produktion noch etwas elektronisch auf. Und wie man ihn kennt, wurde denn auch schnell ein ganzer Longplayer fertig. "More than Time Moves" nennt er sich und auf ihm wird wavig gerockt und gelitten, dass es Freude macht. Fazit: Eine prima Post Punk Kombination zweier unterschiedlicher Musiker.
Für den einzigen Minuspunkt kann die Band rein gar nichts. Schnell fanden sich auf Youtube Fanvideos mit Visualisierungen von Songs des Albums. Zu 90% finde ich solche Privatvideos ja doch recht gelungen oder mindestens ausreichend, aber speziell bei den Clips zu New Today wähne ich mich im falschen Film. Interpretationen die ich nicht nachvollziehen kann, also für meinen Geschmack auffälligst am Thema vorbei. Naja, wenn jemand etwas "Official Fan Video" nennt, ist das ja eigentlich bereits ein Hinweis Richtung Größenwahn. Der normale Hobby-Youtuber täte irgendwo klein etwas wie "With kind permission of …" anmerken, anstatt einen auf kleine ´MTV Station` zu machen. Nee, dann statt Hochglanztussen im Bild und Wichtigtuerei im Kanal doch lieber einfach ein Standbild, so wie hier zum Song "Wish".
/ Weblink:New Today

 






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Die Cold Wave Band Macedonia agiert nicht etwa aus Südosteuropa sondern aus Mexiko. Joe Salone heißt der Mann dahinter und kürzlich gab es das erste musikalische Lebenszeichen in Form eines digitalen 5-Trackers, der sich schlicht "Demo" nennt. Die Aufnahmen entstanden in den letzten drei Jahren. Am Gesang könnte man sie chronologisch ordnen, schätze ich, denn dieser variiert. So halte ich "Black Leather" für ein Frühwerk, weil noch stimmlich zaghaft und "Arenas Blancas" für neuer, weil dort gibt er sich weit lässiger am Mikro. Bleiben wir doch gleich bei letztgenanntem Song, der auch den Minimal Synth Freunden gefallen könnte und hören hinein.
/ Weblink : Macedonia 






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VRCVS aus Mailand sind seit 2013 aktiv. Der Kopf der Band ist Filippo Rieder. Auf einer 10" Vinylsingle, die man sich mit dem ebenfalls italienischen Act Havah teilt, sind gerade ihre beiden neuesten Aufnahmen erschienen. Dabei handelt es sich um die Cold Wave Ballade "Il nome delle cose" und den Dreampop Song "Quello che chiedi", der durch den weiblichen Gesang von Giulia Osservati zusätzliche Abwechselung bringt. Die drei Havah Songs widmen sich eher Post Punk oder Darkwave. Das ist als Kontrast gar nicht verkehrt, also eine durchweg hörbare Anschaffung, diese Miniplatte. Ich mochte es eh schon immer, dieses an alte Schellackplatten angelehnte 10" Format. Das Artwork wirkt auf dieser Größe bereits richtig gut und es ist weniger klobig als eine 12", die ja nicht wirklich gut in der Hand liegt.
Wenn VRCVS, die mit elektronischen Ambientpop starteten, diesen cold-wavigen Weg so weiter verfolgen, dann darf es aber gerne auch mal eine herkömmliche 12“ Langspielplatte werden. Hier einmal ihr Song "Il nome delle cose".
/ Weblink:VRCVS  






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Jetzt warte ich seit geschlagenen 12 Wochen auf einen Youtube- oder Vimeo-Clip, um eine der wichtigsten Veröffentlichungen des Jahres endlich auch hier im Blog zu verewigen. Aber weiter Fehlanzeige für die Debütsingle von Drahla. Das 2015 in Leeds gegründete Trio hat das Ding also bereits vor Monaten losgelassen, aber die einschlägigen Kanäle schweigen noch immer.
"Fictional Decision", so der Titel der Single, hat mich ähnlich positiv überrascht, wie es die Dead Ramones (dokumentiert in einem sehr alten Blogpost) taten. Drahla spielen in einer Kompromisslosigkeit und Frische auf, als wären Punk und Noise Rock gerade erst erfunden worden. Erinnert mich an die Zeiten, als jene Sparte langsam im Ami-Hardcore zu versinken drohte und dann plötzlich Neuseeländer und Skandinavier um die Ecke kamen, um doch noch einmal frischen Wind ins Geschehen zu blasen. Auf Albumlänge könnte es bei Drahla allerdings ein wenig sperriger werden. Dies lassen zumindest die eher an Art-Pop angelehnten Songs der zuvor erschienenen Split-Releases mit anderen Künstlern vermuten.
Zwei meiner obersten Blogregeln sagen zwar "Jede Band nur einmal, wer sie mag soll sie selbst weiter verfolgen, so viel Eigeninitiative muss sein" und "Audiovorstellungen einheitlich als Videoclip, um Kuddelmuddel zu vermeiden". Erstere Regel habe ich ja bereits einmal (halb) gebrochen. Diese Band sollte man nicht weiter vorenthalten, daher muss nun auch letztere Regel zumindest einmalig dran glauben. Also hier ein Soundcloud-Clip statt eines Videos. Möge das iFrame euch nicht die Ansicht zerschießen.
/ Weblink:Drahla








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Ist das Chaos eh ausgebrochen, weichen wir doch gleich noch einmal von der Norm ab. Statt eines gewohnt psychedelischen Ausflugs zum Abschluss, diesmal eher etwas obskures und nostalgisches Clipmaterial. 
Dirk Vreys, der Sänger der belgischen The Cure-Coverband `the obsCURE´ und Yannick Rault von der französischen Post Punk Formation `This Grey City´ (siehe Nachtplan 75) jammten neulich etwas herum. Heraus kam die Darkwave Nummer "Dance" (Enter The Batcave). Das akustische 80er Demokassetten-Niveau des Songs passt sogar ganz gut. Denn ganz ähnlich klangen oft die Bänder, die man in der zweiten Häfte des kultigen Jahrzehntes im Zwischenfall mit den Worten "Ich mach jetzt auch Musik, hör mal rein" in die Hand gedrückt bekam. Eine 4-Spur Aufnahme war da bereits Hi-Tech. Yannick bastelte noch Bildmaterial dazu, welches ebenfalls an diese Zeiten, mitsamt der noch grottenschlechten Videokameras, erinnerte. Hier das Ergebnis.
/ Weblink:Soundcloud  
 




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"Wie? Abschluss? Diesmal nichts hartes elektronisches dabei?" höre ich es rufen. Nun gut, dann als Bonus noch ein wenig Electronic Body Music aus der dunkleren Techno-Ecke. Vønshk aus Nordfrankreich mischte gerade den OLVR/KCRA (Oliver Kucera) Track "GHSTS" ein wenig auf. Erschienen ist das Ergebnis beim irischen Label Variance und nun hier zu hören. Tip: Der Track funktioniert nicht leise. Am besten so laut hören, dass das Standbild “leicht animiert" wird, also ein klein wenig wackelt. (Scherz und Blogeintrag Ende)
/ Weblink : Vønshk

 








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