nachtplan   - Nr. 80 -    



Eschaton ist eine griechische Black Metal Band. Da ihr Bandname in Logoform von Normalsterblichen eh kaum lesbar ist, bleibt die Verwechslungsgefahr mit einem neuen Techno- und Industrialprojekt gleichen Namens sehr gering. Dieses besteht aus dem Orphx-Paar Christina Sealey und Richard Oddie, sowie Michael Wollenhaupt von den Ancient Methods. Zwei Releases gibt es und "Eschaton II" ist – wie der Titel bereits sagt - das aktuelle. Vier Tracks finden sich auf dem Vinyl, welches das belgische Technolabel Token pressen ließ. Eine schöne ausgewogene Mischung ist es geworden. Von Power Electronics über Tribal Techno bis Dark Electro kommt alles zum Zuge und auch beim Tempo zeigt man sich abwechslungsreich. Hier aus der EP einmal der Titel "Answer My Prayer".
/ Weblink: Eschaton

 




- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -





Canter agieren aus Chicago und New York und bezeichnen ihre Musik als eine Mixtur von Krautrock und Post Punk. Ich widerspreche, denn weder psychedelisch-krautiges noch hartes post-punkiges lässt sich bei dem Trio so leicht finden. Immer diese vielen Bezeichnungen und Richtungen, aber `hymnischer Synthpop, gepaart mit Cold Wave Düsternis´ täte ihren Stil halt treffender bezeichnen und Perlen wie ihre Songs "Don´t Confess" und "Hear My Plea" könnte man schnell verpassen, falls man bei "kraut" schnell abwinkt. Klar, eine Nummer wie "Chagrin" ist etwas frickeliger angelegt, aber auch nicht schwieriger zu hören, als es die Talking Heads waren, und diese gingen als New Wave durch, bzw. waren dessen Miterfinder. Wie auch immer, mit Rock haben Canter jedenfalls nichts zu schaffen. Auffällig sind die Beschränkung aufs Wesentliche in den Arrangements und ein Sänger, dessen Stimme `Melancholie und verträumtes Leiden` packend zu transportieren weiß. Seit zwei Jahren gibt es das Projekt und zwei digitale EPs sind erhältlich. Hier von ihrer noch aktuellen EP der Song "Don´t Confess".
/ Weblink: Canter






- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 





Richtig schön wavig geht es beim Electropop von Liberation zu. David West heißt der Mann hinter dem Projekt und 10 Songs finden sich auf seinem Debütalbum, welches das britische Label Night School gerade veröffentlichte. Der in New York lebende, gebürtige Australier ist bereits aus der Post Punk Band Rank/Xerox bekannt. Ohne diesen Hinweis wäre dies jedoch niemandem aufgefallen, denn bei Liberation gibt es weder Anarchie noch laute Gitarren. Ein Song wie "Cold And Blue" ist mir persönlich sogar zu poppig, aber das gleicht David West mit Experimentaleinlagen in anderen Tracks locker wieder aus. Zum Beispiel den E-Bass im folgenden Beispieltitel "Looking For A Lover" könnte man beinahe einer Artrock Band wie King Crimson zuordnen. `Art Pop mit Synth´ träfe das dann - und ein wenig erinnert speziell dieser Song auch an die Soloalben einiger Wire Musiker, die trotz viel Elektronik auf sehr organische Grooves setzten, die man sonst eher im Funk oder Soul antrifft. Ja, es rasselt wieder nur so Genrebezeichnungen, also bleiben wir lieber verständlich und belassen es bei Electropop, auch wenn Liberation da für viele Hörer vielleicht ein wenig verschroben klingen mag. Und hier nun auch das angekündigte "Looking For A Lover".
/ Weblink: Liberation





- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 






Das Einmannunternehmen Gyves aus Moskau veröffentlichte gerade seine zweite EP. Minimal, wie seine rein elektronischen Beats, bleibt der Output des Mannes damit dennoch, denn Gyves ist bereits seit drei Jahren aktiv und zwei erweiterte Singles sind dann doch unüblich wenig. Ich halte es von seinem Label Materia aber für recht clever, ihn nicht auf ein Album zu drängen, welches dann vielleicht weniger gelungene Tracks oder musikalisch deplatzierte Remixe von anderen Künstlern enthalten könnte.
Passiert ist so etwas ja aktuell bei DKA Records. Die hier vorgestellten und musikalisch ähnlich gelagerten Boy Harsher haben dort gerade ihr Debütalbum vorgelegt, welches als so etwas wie `die großformatige Fortsetzung ihrer tollen ersten EP" angepriesen wird, aber eher klingt wie schnell aus allem was noch in der Schublade war zusammengeschustert, bevor ihr Name wieder in Vergessenheit geraten könnte.
Gyves dagegen verzichtet also auf Füllmaterial, bleibt im stimmigen Rahmen und "Lamb In Drunken Crowd", so der Titel der EP, wurde auch lediglich in einer Auflage von 30 blutroten Kassetten veröffentlicht. Digitale Downloads sind natürlich ebenfalls erhältlich und nicht limitiert. 6 Tracks gibt es und die düster-relaxte Synthballade "Solomon's Seal" sowie das New Beat inspirierte "Dead Embrace" bilden die Höhepunkte. Erstere kommt sogar seinem kleinen Hit "On The Loose" von der Debüt EP "Haze" aus 2014 sehr nahe, ohne aber dabei wie eine Kopie zu klingen. Zum Probehören hier dennoch das etwas schwungvollere "Dead Embrace".
/ Weblink: Gyves
 





- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 





Apropos minimal. Die momentanen "Meister des Minimalismus" kommen aus São Paulo und haben sich diesen Ruf mit fünf Veröffentlichungen sowie einigen Samplerbeiträgen erarbeitet. Das sechste Release wird in Kürze folgen und "Sense" heißen. Wonder Dark heißt das Duo, welches aus Gutisk und Camila Fernandes besteht.
Zugegeben, ich tue mich etwas schwer mit dem Gesang von Camila, da er für meinen Geschmack etwas arg schräg rüberkommt. Dafür bin ich aber begeistert von ihrer `Gitarrenarbeit´, die mich an das tolle erste, gelbe Album der B-52´s, diverse NDW Bands und Poison Ivy von den Cramps erinnert. Kein Ton zu lang und kein Ton zu viel.
Gutisks Elektronikequipment ist eigentlich auf Alien Sex Fiend und Sigue Sigue Sputnik Puls ausgerichtet, was er jedoch meist auf ein eher experimentelles, aber angenehmes `Residents Dada-Niveau´ herunterfiltert.
Gesamt gesehen beinahe eine prima Vorlage mal wieder eine neue Musikrichtig zu ersin... , ähem, zu erspinnen. Wie wäre es mit `haunting functional dada post-wave´? OK, viel zu lang, vergessen wir das und kehren zurück zu Wonder Dark. Hier ihr Song "Purple" vom kommenden Album “Sense”.
/ Weblink:Wonder Dark
 




- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 





Schauen wir einmal nach Rennes in Frankreich. Von dort stammt der Post Punk und Wave Kracher der letzten Monate. Dead heißt die Band und "Voices" ihr Longplayer, um den sich - nicht überraschend - gleich mehrere Label rissen. KdB Records und Manic Depression Records veröffentlichten schließlich, so dass nun jeder versorgt wird und man die freie Wahl zwischen Vinyl, CD und Digital Download hat. Die drei bereits guten EPs, die das Trio seit 2012 herausgebracht hatte, toppt das Album noch einmal. Meine Favoriten "Spit Dream" und "White Mice" sind leider nicht auf Youtube zu finden, aber es wäre kein gutes Album, wenn es zum Hineinhören nicht auch ein weiterer Song täte. Hier daher "Substance"




- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -






Bleiben wir doch noch etwas in Rennes. Dort leben auch die White Night Ghosts, die sich musikalisch bereits mit zwei Veröffentlichungen verewigten. Vinyl ist das Material ihrer Wahl und Cranes Records ihr bevorzugtes Indielabel, welches ihre synthesizergestützten Post Punk und Shoegaze Sounds in die Welt verschickt. Ihre aktuelle "Exorcism Party EP" ist zwar lediglich in einer 300er Auflage erschienen, aber französischen Synthgaze an den Mann zu bringen, ist auch mit englischsprachigem Gesang nicht einfach. Mit reinem Post Punk hätten sie es bestimmt leichter, jedoch schwören sie auf die etwas psychedelischeren Klangwände. Mit dem Track "Fake" erreichen sie sogar die Grenze zum Witch House. Zum Hineinhorchen hier aber der etwas neutralere Song "Deviance".
/ WeblinkWhite Night Ghosts 

 



- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 






Supernova 1006 heißt ein junges Duo aus dem russischen Khabarovsk. Andrey Yukhovich spielt Gitarre und singt, während Elizabeth Dolgikh für das elektronische Gerüst von Drumrhythmen und Keyboardsounds verantwortlich ist und seit neuestem auch mal zum E-Bass greift.
Die sechste Veröffentlichung der Novas, die 2-Track-Single "We Are Free" wurde gerade veröffentlicht. Diese bestätigt, die beiden haben sich seit der Gründung in 2014 derart warm gespielt und gesteigert, dass der nächste Longplayer wirklich Großes hoffen lässt. Groß, natürlich in einem Rahmen, den eine Szene im Bereich Post Punk, Cold Wave und 80er Revival bietet.
Da es keinen Clip zur aktuellen Single gibt, schwanke ich bei einer Kostprobe zwischen ihrem kleinen, älteren aber schon recht derben Hit "Zero-One", dem dagegen sehr poppigen Song "Feel" oder einem Experiment.
Der Blog wäre nicht der, der er ist, wenn die Antwort nicht `das Experiment´ lautete.
Daher hier etwas in ungewohnt mieser Soundqualität, aber dafür wirklich authentisches. Wir sehen das Duo live und entdecken wie jung sie sind und wie ernst sie es meinen (letztes Drittel). Wenn auch wir es mit Musik ernst meinen, ist nun unsere Fantasie gefragt und druckvollere Bässe sowie kristallklare Höhen müssen wir selbst einmal dazudenken. Supernova 1006 mit "I lost my head" vom kommenden Album in einer Live-Vorabversion.
/ Weblink 1: Supernova 1006 (Band)




- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -





Gut, dass wir hier im Blog sind und nicht im Radio, denn bei der Aussprache des Projektamens I Tpame I Tvrame müsste ich passen oder pokern. Im albanischen Tirana lebt das Duo, bestehend aus Franc Kurti und Dina Hajrullahu, musiziert dabei aber sehr westlich.
Relativ relaxter, Shoegaze-angehauchter Darkwave ist ihre bevorzugte Richtung.
Bisher gibt es lediglich eine Handvoll Songs, diese klingen aber recht vielversprechend, da sie eine sehr eigene Handschrift tragen. So wie hier der Titel "Et tu Brute".
/ Weblink: I Tpame I Tvrame  


 
 
 
 
 

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 





Der finale, gewohnt etwas strange Clip kommt diesmal im Dark Tech Ambiente und stammt von UVB 76 aus Paris. "Shred" heißt er und ist ihr erster neuer Titel nach der großartigen "Enter 513" EP aus dem letzten Herbst.
Zwei Infos: Beim ursprünglichen UVB 76 handelte es sich um das Rufzeichen eines mysteriösen, russischen Kurzwellensenders, dessen Funktion bis heute ungeklärt ist. Einer der Mitglieder des Musikprojektes UVB 76 betreibt ein Label namens OKVLT.
Ihr merkt, trotz technoider Klänge sind wir hier im richtigen Film. Den Rest überlasse ich eurer Fantasie. Zudem klingt "Shred" exakt wie die Bedeutung des Wortes, womit sich hier weitere Buchstabenkombinationen eh erübrigen. Also einmal richtig laut drehen, Shredder auf Sendung und bis zum nächsten Mal.
/ WeblinkEnter 513 EP 
 




- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 









http://www.nachtplan.info/