nachtplan   - Nr. 101 -    



Das junge Damenquartett GHUM aus London schickt sich an die Post Punk - Welt zu erobern. Nein, dies betreiben sie nicht wirklich offensiv, denn die Mädels selbst bezeichnen ihren Musikstil eher bescheiden als "Ghost Grunge" und "Goth Pop". Die heftige Portion an wavigem Punk dürfte dennoch für wirklich jeden unüberhörbar sein.
Laura Guerrero Lora kommt mit sauber-bluesiger, also beinahe poppiger Gesangsstimme daher, was einen prima Kontrast und damit die bestmögliche Ergänzung zu den klirrenden Gitarrensounds und wummernden Bassläufen bietet. Die aus Malaysia stammende Gitarristin Jojo Khor haut manchmal sogar Deathrock-Töne in originaler Christian Death - Tradition aus ihren Saiten ("Get Up" in der BBC Session, auf Youtube zu finden/sehen/hören).
GHUM musizieren und veröffentlichen bereits seit 2017, aber erst die im Sommer 2019 erschienene EP "The Coldest Fire" zeigte die Band ausgereift, galt dann im letzten Monat als ausverkauft und wurde nun gerade zu Recht noch einmal nachgepresst. Hier als Kostprobe daraus ihr Song “Saturn“
/ Weblink: GHUM

 






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Die Künstlerin Rosa Anschütz pendelt zwischen Berlin und Wien und debütierte in diesem Jahr mit ihrer EP "Rigid" auch als Musikerin und Sängerin. Den Titeltrack gibt es sogar in einer 10" Vinylversion, die sich "RR4" nennt. Inzwischen legte sie noch die Digitalsingle "Soft Resource" nach. Während sich ihre DJ-Mixe und Radioshows eher dem Techno widmen, tendieren ihre eigenen Releases schon stark Richtung Coldwave und Minimal Wave mit einer gehörigen Portion Melancholie, also ganz so, wie wir es mögen. Hier als Kostprobe einmal der Titeltrack ihrer EP "Rigid."
/ Weblink: Rosa Anschütz
 
 






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Las Eras ist ein neuer Coldwave- und Synthpop-Act und stammt aus einer eher unüblichen Region für derlei Klänge, nämlich aus der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Das erstes Release des Trios aus zwei Keyboardern und Sängerin ist die 4-Track EP "Austral", die bisher leider lediglich in digitaler Form erschien. Schrieben wir noch 1991, hätte Las Eras allein durch den New Beat Track "Caraza" unter fünf belgischen Labeln für eine Vinylveröffentlichung wählen dürfen. Der Synthpop-Song "Constitucion" sollte dagegen auch 2020 noch eine Firma mit etwas Kapital für eine Vinylpressung auf den Plan rufen können. In genau diesen Song hören wir nun einmal hinein.
 / Weblink: Las Eras
 






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Mitte der 90er arbeitete ich viel mit Ivan Iusco zusammen, wenn es um Compilation-Alben für den Bereich Electro-Ambient (heute auch IDM genannt) und EBM ging. Der Mann aus der kleinen aber feinen italienischen Stadt Bari gründete bereits Ende der 80er sein Label Minus Habens Records, auf dem später unter anderem Dirk Ivens Soloprojekt Dive im CD-Format debütierte. Ab 1992 gab es dann noch den Firmenableger Disturbance, der sich technoideren Tönen widmete. Die Sampler-Reihe "Outer Space Communications 1-4" stach dabei als besonders gelungen heraus, fand ich. Zumindest steht sie seit damals in meinem Regal zwischen der "Artificial Intelligence" Serie von Warp und meiner eigenen Reihe "Dream Injection". Zu deren Titel wurde ich übrigens durch den gleichnamigen Track des Projektes IT von eben "Outer Space Communications 2" inspiriert, wie der aufmerksame Blogleser nun ziemlich exklusiv weiß. In diesem Jahrtausend widmete sich Ivan Iusco vermehrt der Filmmusik, zog nach Los Angeles und heimst dort regelmäßig Preise und Nominierungen für seine Kompositionen ein. So traf er dann auch auf die ebenfalls dort lebende, aus Athen stammende Schauspielerin Elena Charbila, die auch als Kid Moxie im Synthpop-Bereich als Sängerin aktiv ist und beschloss gemeinsam zu musizieren. Ein erster Single-Teaser in Form des Tracks "Head On Fire" erschien vor wenigen Wochen. Zu diesem hübschen Electropop-Song gibt es auch einen Videoclip, den es mit Hoffnung auf schon bald mehr von solchem Material der beiden, nun hier zu sehen gibt.
/ Weblink: Ivan Iusco & Kid Moxie








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Das gemischte Berliner Duo NNHMN (NonHuman) tauchte Anfang des Jahres auf und überrascht durch einen kontinuierlichen Output. Man scheint ein kreatives Hoch zu haben, denn die gerade erschienene 6-Track-Musikkassette "Shadow In The Dark " ist das bereits vierte Release in diesem Jahr. Zwischen den Electropop- und Coldwave-Songs gibt es zwar auch mal experimentellere Klänge, aber schwaches Füllmaterial bleibt dabei völlige Fehlanzeige. K Dreams nennt sich ihr eigenes DIY-Label, was zeigt, dass man an sich glaubt und das ist gut so. Als Hörprobe hier ihr Song “Special“.
/ Weblink: NNHMN







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Chrome Corpse aus Seattle bezeichnen sich selbst als die vielleicht jüngste EBM Band der Vereinigten Staaten, was Fotos der vier Mitglieder dann auch unterstützen. Mit schlichter aber effektiver Produktion und hübsch oldschool-EBM-teutonisch auch schon einmal inklusive "Eins - Zwei - Drei"- Ansage gehen sie stets nach vorn. Chrome Corpse sind seit 2017 aktiv und legten gerade mit der Musikkassette "Anything That Moves" ihre bereits fünfte Veröffentlichung vor.
Den Vogel schossen sie jedoch im letzten Monat durch eine Remixarbeit ab, die sie für den hier in Ausgabe 97 vorgestellten Act Randolph + Mortimer aus Sheffield anfertigten. Diese Neuinterpretation gibt es nun hier zu hören.
Weblink 2: Chrome Corpse (Katalog) 
/ Weblink 3: Chrome Corpse (Randolph + Mortimer Remix)








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Das Vinyl-Debütalbum "Benevolence" der Band Skemer erschien kürzlich auf dem italienischen Avant! Label. 
Hätte ich nur den dazugehörigen `Official Videoclip´ zum Song "Sunseeker" gesehen, dann hätte ich sie zugegeben falsch eingeordnet. Dieser bietet Electropop zu sauber produziertem HD-Clip, die Sängerin in Lack-Catsuit und - Korsett gesteckt, so ganz Marke "schnell in die üblichen Szene-Magazine gelangen". Falsch gedacht, denn wer so etwas strategisch macht, der bringt /hat dann auf dem Album keine Nummern wie "Heartbreak" oder die Ausklang-Fassung von "Shout Or Cry". Anders gesagt, Skemer sind dann doch echt und ich hätte zu schnell aufgegeben. Das belgische Duo besteht aus Sängerin Kim Peers und - nächste Überraschung - Musiker Mathieu van de Kerckhove, der bereits als Gitarrist des Doom Metal Acts Amenra bekannt ist. In Belgien kann man das Album übrigens per heimischer Firma Wool-E Discs ‎auch in einer limitierten CD-Version bekommen. Der Longplayer bewegt sich musikalisch zwischen New Wave, Coldwave und Electropop. Hier als Kostprobe einmal ein New Wave/Coldwave- Zwischending, der Song "Heartbreak".
/ Weblink: Skemer

 








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Zum schrägen Finale diesmal etwas vom obskuren Act Shrouded Tongues. Dahinter steckt Dillon Morton, der Keyboarder der amerikanischen Post Punk - und Coldwave - Band Lizard Skin, die im April erfolgreich mit der ausverkauften Musikkassette "Subterranean Guilt" debütierte. Beim Shrouded Tongues Debüt handelt es sich nun ebenfalls um eine MC. Sie heißt "Sinking The Raft" und enthält zwei Tracks, nein, genau genommen nur einen, denn bei der B-Seite handelt es sich um das gleiche Stück, jedoch rückwärts abgespielt. Es ist eine rein elektronische Dark Ambient Nummer, die musikalisch schon sehr sehr eigen ist. Ich meine zu hören, dass der Track "Dark River" von Coil aus dem Jahr 1991 Pate stand.  Bereiche wie Dungeon Synth, Drone und 80er Retrowave werden berührt, passen jedoch nicht wirklich als Schublade. Ich nenne den Stil daher einmal "Soundtrack zu einem nicht gedrehten Horrorfilm der frühen 80er Jahre".
/ Weblink 1: Shrouded Tongues
/ Weblink 2: Lizard Skin (Post Punk)







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